Das deutsche Theater im Mai
Der Wonnemonat macht Lust auf mehr
Im Mai wird viel gelacht und das sorgt für ein sonniges Gemüt, da freuen wir uns.
Frischen Wind bringt das internationale Kindertheaterfestival „Hollawind“ nach Brixen (8.-12.05), organisiert vom Theaterpädagogischen Zentrum Brixen. Um die 100 Kinder aus Russland, Sambia, Israel, Großbritannien und der Ukraine führen ein Stück auf, Gefühle kennen dabei keine sprachlichen Grenzen. Ein Highlight sind „Piano Theatre“ aus Russland. Die sieben taubstummen Darsteller wussten schon im vorigen Jahr mir ihrer Poetik zu verzaubern (Programm: www.tpz-brixen.org). „Hollawind“ findet im Rahmen des Brixner „Water Light Festival“ statt, bei dem die Wasserstandorte der Stadt von lokalen und internationalen Lichtkünstlern in ein schillerndes Erlebnis verwandelt werden (9.-25.05, 21-24 Uhr).
Schillernd war auch das Leben der Stummfilmdiva Norma Desmond, doch seit der Erfindung des Tonfilms lebt sie zurückgezogen in ihrer Villa in Hollywood. Eines Tages verirrt sich der Drehbuchautor Joe auf ihr Anwesen. Sie überredet ihn, ihr Drehbuch „Salomé“ zu übernehmen. Doch die ungleich symbiotische Beziehung geht nicht lange gut.
Die Vereinigten Bühnen Bozen zeigen mit „Sunset Boulevard“ den Musicalklassiker von Andrew Lloyd Webber, koproduziert mit der Stiftung Haydn von Bozen und Trient (ab 16.05).
Moderne Theaterliteratur kriegt das Publikum im Waltherhaus Bozen zu sehen (8.-9.05). Stefan Zweigs „Volpone“ aus dem Jahre 1926 wird dort von Regisseur Abdullah Kenan Karaca und seinem Ensemble vom Münchner Volkstheater aufgeführt, dabei ist auch der Südtiroler Peter Mitterrutzner. Der reiche Venezianer Volpone hat das Gerücht in die Welt setzten lassen, er sei sterbenskrank, nur um die Habgier seiner Mitmenschen auf den Prüfstand zu stellen. Nun ist er von Erbschleichern umgeben. Das amüsiert ihn prächtig, aber bald verstrickt er sich in seinen Lügen. Spaß und Verwirrung, Goldoni lässt grüßen.
Klassisches Theater zeigt der Theaterverein „Der Kreis“ im Haus der Kultur in Schlanders mit Aristophanes Komödie „Lysistrata“ (ab 24.05). Regie führt Christoph Brück. Seit 20 Jahren führt Griechenland Krieg gegen Sparta. Die Griechin Lysistrata tut sich mit der Spartanerin Lampito zusammen, um ein Ende der Gewalt zu erzwingen: sie werden sich ihren Männern so lange verweigern, bis Frieden ist. Ein 2.500 Jahre alter Appell für den Frieden, aktueller denn je.
Im UFO Bruneck macht Brad Bronski alias Thomas Hochkofler ganz „Eppes Nuis!“: er geht auf die Jagd nach dem Diadem des Grauens (8.-09.05). Im Zentrum des Geschehens stehen ein kaputter VW Golf, kaputte Gestalten und nicht grad kaputte aber dafür sicherlich gereizte Lachmuskeln. Thomas Hochkofler und Marco Facchin in den Oscar-verdächtigen Rollen ihres Lebens.
Richtig gruselig wird’s im Carambolage Bozen. In der Eigenproduktion „Es geht ein Porco Cane um (Das kleine Horrorprogramm)“ beantworten Regisseur Dietmar Gamper und sein Team die brennenden Fingernagelfragen des Lebens (ab 2.05). Schlaflose Nächte sind vorbei, denn auch die Schüchternsten werden nach diesem Abend wissen: ein „Porco Cane“ geht immer! Und wer nachher noch Energie übrighaben sollte, der kann sich das hauseigene Improtheater „Million Story Hotel“ reinziehen (31.05).
Innichen feiert Geburtstag, und zwar seinen 1.250-jährigen. Die Theaterwerkstatt Innichen feiert das mit einem von Heinrich Schwazer verfasstem Stück, Torsten Schilling führt bei „Haunoldland“ Regie (ab 18.05). Herzog Tassilo, der Gründer der Gemeinde, wird mitsamt Gattin wieder zum Leben erweckt und soll selbst beurteilen, wie sich Innichen seit seinem Ableben entwickelt hat. Dem Herzog möchte man das Bild eines harmonischen Ortes vorspielen, doch sein Erscheinen bringt alte und neue Rivalitäten ans Tageslicht – die Situation eskaliert. Und Tassilo? Der würde lieber Party feiern, statt langweiligen Festreden beizuwohnen.
In der Dekadenz Brixen erwartet Sie „Wiener Blond“ mit einem Musikkabarett, bei dem mit messerscharfem Humor eine freudianische Analyse des Wiener Alltags zum Besten gegeben wird (10.05). Niemand bleibt verschont, nichts bleibt unkommentiert – typisch Wien halt. Dabei überzeugen die beiden nicht nur mit ihren bissigen Beobachtungen, sondern auch mit musikalischem Können. Am 17.05 ist der Kabarettist Mathias Novovesky mit seinem Programm „Einzelhaft“ an der Reihe. Der Titel bezieht sich nicht auf schwedische Gardinen, sondern auf unsere kuschelige Komfortzone. Diese zu verlassen tut weh, sehr sogar. Solange man selbst im Sessel sitzt und nur dabei zuschaut, kann es aber sehr unterhaltsam sein.
Preisgekröntes Kabarett bieten die Teilnehmer der diesjährigen Ausgabe des „Salzburger Stier“ im Kurhaus Meran (10.-11.05). Jedes Jahr findet die Verleihung des renommiertesten Medien-Kleinkunstpreises im deutschen Sprachraum in einer anderen Stadt statt, 2019 erweist der Stier Meran die Ehre. Am 10.05 bespielen Gerhard Polt und die Well-Brüder aus’m Biermoos die Bühne, am 11.05 sind die Preisträger Simon & Jan, Lisa Eckhart und Patti Basler an der Reihe.
Ist denn schon Weihnachten? Ja, zumindest im Theater in der Altstadt Meran. Regisseur Rudolf Ladurner inszeniert Daniel Kehlmanns „Heilig Abend“ (ab 17.05). 24. Dezember, ein Polizist verhört eine terrorverdächtige Philosophieprofessorin. „Wo ist die Bombe“ will der Beamte wissen, aber sie weiß nichts. Und doch sprechen die Indizien – dubiose Reisen, ein Bekennerschreiben – eine ganz andere Sprache. Das Stück untersucht das Dilemma zwischen Freiheit und Sicherheit.
[Adina Guarnieri]