Zwischen den Sprachen zuhause
Die vielen Gesichter des Werner Menapace
Er ist Übersetzer, Schlagzeuger, Autor, Bergliebhaber. Werner Menapace lässt fast gar nichts aus. Aus Tramin stammend, hat er in München und Innsbruck Germanistik, Romanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft studiert. Aktuell ist er mit der Band „Four Fingers“ unterwegs.
Lieber Werner, du bist in Literatur und Musik zuhause. Wann hast du diese deine Leidenschaften entdeckt?
Das kann ich nicht genau sagen, aber bereits als Kind habe ich verschiedene Instrumente gelernt, zuerst Flöte und dann Ziehharmonika. Meinen Eltern war wichtig, dass ich etwas Musisches mache. Aber das, was mir wirklich Spaß macht und wofür ich mich effektiv interessiere – das Schlagzeug – habe ich erst später entdeckt, mit circa 20 Jahren.
Wie ist es dazu gekommen?
Das Schlagzeugspielen habe ich mir als Autodidakt beigebracht, als wir Anfang der 1970er-Jahre mit einigen Freunden aus Tramin und Umgebung eine Band gegründet haben: Bethlehem. Die Musik war ein wichtiger Teil unseres jungen Lebens. Wir haben gemeinsam im Keller geprobt und auch einige Auftritte bestritten, aber zu mehr hat es nicht gereicht. Der Traum der Berühmtheit, der großen Tournee war freilich da, aber er ist in den Wolken geblieben.
Wie hast du Musik und Studium kombiniert?
Ich muss zugeben, dass ich eher darauf aus war, alle Uni-Veranstaltungen auf Dienstag, Mittwoch und Donnerstag zu konzentrieren, sodass ich das Wochenende in Südtirol mit der Band und meinen Freunden verbringen konnte. Das Hauptaugenmerk lag nicht immer auf dem Studium, sondern eher auf der Musik. Meine Eltern waren zum Glück sehr geduldig (lacht).
Du bist promovierter Literaturwissenschaftler?
Bereits als Kind habe ich viel und gern gelesen. Ich habe in den 1960er-Jahren das Franziskanergymnasium in Bozen besucht, sei es die Mittel- als auch die Oberschule. Dort haben wir die üblichen Lektüren behandelt, auf Deutsch, Italienisch, Lateinisch und Griechisch. Irgendwann haben wir mitgekriegt, dass es noch was Anderes gab, „verbotene“ Bücher, die nicht auf dem Programm standen. Die haben uns natürlich besonders fasziniert. Zuerst Karl May und später, als wir größer wurden, französische Autoren wie Emil Zola usw. Also rebellische, revolutionäre Inhalte, teilweise anrüchig, weshalb wir sie unter dem Tisch lesen mussten.
Nach dem Studium warst du hauptsächlich als Übersetzer tätig?
Das Übersetzen hat mich bereits während des Studiums gereizt. Man lernt ständig was dazu, auch wenn es einem nicht so vorkommt. Damals, als ich angefangen habe, war die Bezeichnung „Soziologendeutsch“ ein Synonym für schlechtes Deutsch. Und meine ersten Aufträge waren ausgerechnet soziologische Texte, obwohl ich viel lieber Literatur übersetzt hätte. Aber im Nachhinein muss ich zugeben, dass ich dabei nützliche Erfahrungen gesammelt habe, auch fürs Übersetzen von Prosa und Lyrik.
Hat man irgendwann Routine?
Eigentlich nicht, denn es ist eine ständige Herausforderung. 2021 habe ich Gedichte von Roberta Dapunt und Josef Oberhollenzer übersetzt, das war nicht einfach. Es ist keine rein sprachliche Angelegenheit. Man muss empathisch sein, man macht Fehler, ändert Meinung, sieht überall Verbesserungspotential. Es gibt so viele Theorien darüber, wie man was am besten übersetzen sollte, aber die helfen wenig. Du musst deinen eigenen Weg finden.
Zurück zur Musik: Wo kann man dich mit „Four Fingers“ demnächst sehen?
Nach einer längeren (coronabedingten) Abstinenz werden wir im Frühjahr und Sommer endlich wieder einige Konzerte spielen. Die Termine müssen noch bestätigt werden, aber wer uns folgen möchte, kann das über unser Instagram-Profil „the_4fingers” machen.
[Adina Guarnieri]