Aus introvertiert wird extrovertiert
Vom Kloster zum Ort der Begegnung: das TINNE junge museum klausen
In Klausen soll ein „Spielplatz für lebenslange Kreativität“ entstehen – das TINNE junge museum klausen. Die TINNE Stiftung Südtirol für Kunst, Kultur und Bildung schrieb dazu 2022 einen europäischen und interdisziplinären Wettbewerb aus. Nun wurden die Preisträger gekürt.
Klausen gehört EuroArt, der Vereinigung der europäischen Künstlerkolonien an. Die Vereinigung wurde 1994 gegründet, um ein Netzwerk von Künstlerkolonien, Künstlerdörfern und Künstlerorten in Europa zu schaffen. Sie werden als bedeutendes gemeinsames europäisches Kulturerbe definiert, denn sie waren mitunter Geburtsstätten wichtiger Kunstströmungen. Die Vereinigung hat rund 100 Mitglieder und Mitglieds-organisationen in 21 europäischen Ländern.
In Italien sind es deren drei – neben Klausen noch Capri und Tarent. Neben vielen anderen Künstlern hat der „Entenmaler“ Alexander Koester (1864 – 1932) die künstlerische Vergangenheit Klausens besonders geprägt. 2018 schlossen sich die Dr. Hans und Hildegard Koester-Stiftung und die Stadtgemeinde Klausen zur „TINNE Stiftung Südtirol für Kunst, Kultur und Bildung“ zusammen. 2019 gab es die Zustiftung durch das Land Südtirol. Ziel und Zweck der Stiftung ist die Förderung der Kreativität im weitesten Sinn, durch Teilhabe und Inklusion. Das nun geplante TINNE junge museum soll ein Kunst-, Kultur- und Bildungsareal für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Familien in KIausen werden. Aus den zwölf zur Teilnahme ausgewählten Teams hat eine hochkarätige Jury die Preisträger bestimmt.
Herr Stiftungspräsident Wilhelm Obwexer, wo soll das TINNE junge museum beheimatet sein?
Der vorgesehene Standort, das Kapuzinerareal in Klausen, ist für ein solches Projekt ideal. Es verbindet die Altstadt mit dem Stadtteil Frag, öffnet sich gegen Norden und den Kindergarten. Das kommt unserem Konzept – Kunst und Kultur einem breiten Publikum von vier bis 99 Jahren zugänglich zu machen – sehr entgegen. Außerdem sind dort schon Dürersaal, Jugendlokal, Stadtbibliothek und andere Einrichtungen beheimatet. Es ist also gewissermaßen schon ein Ort der Begegnung. Zudem führt der Radweg in unmittelbarer Nähe daran vorbei.
Die Preisträger stehen fest. Wie sieht das Siegerprojekt aus?
Das Siegerprojekt sieht einen Neubau und Umgestaltungen vor. Beispielsweise ist eine Werkhalle für Workshops geplant, in der mit Feuer, Wasser, Erde, Keramik, Glas, Metall, Farbe, aber auch Musik, Film oder Theater gearbeitet werden kann. Der Dürersaal wird neu gestaltet und Künstlerwohnungen für artists-in-residence sind vorgesehen. Die Werke von Alexander Koester werden selbstverständlich zu sehen sein. Die TINNE arena wird eine wettersichere Freiluftbühne sein. Der TINNE playground ist ein Begegnungsraum mit vielfältigen Nutzungs- und Spielmöglichkeiten. Die eingereichten Projekte waren alle sehr gut gelungen, fein proportioniert und schonend konzipiert.
Welche weiteren Schritte zur Realisierung des Projektes stehen nun an?
Das Siegerteam hat nun die Aufgabe, ein Vorprojekt auszuarbeiten, in das die Verbesserungsvorschläge und Anmerkungen der Jury einfließen werden. Es wird voraussichtlich im heurigen Spätsommer bzw. Herbst aufliegen. Was die Finanzierung betrifft, sind die Stadtgemeinde Klausen und die Landesregierung gefordert. Wenn alles gut läuft, rechnen wir mit einer Eröffnung im Zeitraum 2026 bis 2028.
Die Konzeptphase zum Wettbewerb war sehr partizipativ angelegt. Wie, glauben Sie, kommt das Vorhaben nun bei der Bevölkerung an?
Im Dürersaal in Klausen werden alle zwölf eingereichten Projekte am 24. Februar ausgestellt und sind später in einer eigenen Broschüre ersichtlich. Wir möchten eine möglichst breite Akzeptanz und transparente Information bei der Bevölkerung erreichen. Denn einerseits kann Klausen auf seine künstlerische Vergangenheit stolz sein, und andererseits soll das Projekt ja offen für alle sein, die sich mit Kunst und Kultur beschäftigen möchten. Ich glaube schon, dass das visionäre Projekt gut aufgenommen werden wird.
[Sibylle Finatzer)
TINNE JUNGES MUSEUM KLAUSEN
Wettbewerb: Interdisziplinärer Planungswettbewerb für Künstler/-innen-Kollektive mit Architekturkompetenz und kunstnahe Architektur-Kollektive
Jury: Annette Spiro, Architektin, ETH Zürich – András Pálffy, Architekt, Wien – Matthias Mühling, Direktor Lenbachhaus, München – Sonia Leimer, Künstlerin, Meran/Wien – Wilhelm Obwexer, Stiftungspräsident
Preisträger: 1. Architektenstudio ApiùM2a Architects Studio Associato di Architettura, Venedig – 2. fala atelier Ida, Porto – 3. ex aequo Subliminal Operations (Sub), Berlin und Campomarzio Soc.coop., Bozen
Weitere Infos: www.tinnestiftung.it