Rockiger Ulk im Wonnemonat
Theater in Richtung Sommer, es wird bunt
Alles neu macht der Mai, das sagt zumindest der Volksmund. Ob nun neu oder alt, Gastspiel oder Eigenproduktion – Südtirols Bühnen lieben die Abwechslung und da macht der Mai keine Ausnahme.
In der Carambolage in Bozen geht es um die Klimakrise. Ist mein Mikro an? nennt sich das Stück von Jordan Tannahill, das Regisseurin Eva Kuen auf die Bühne bringt (ab 05.05.). Was 1978 auf der 1. Weltklimakonferenz noch wie eine Dystopie klang, wird in den letzten Jahren immer greifbarer, und zwar mit jeder Hitzewelle, jeder Überschwemmung, jeder Dürre. Es gibt aber auch eine gute Nachricht: Wir können was dagegen tun! Nur wieso fällt es uns so schwer? Fünf junge Menschen können die Ohnmacht nicht länger in Gleichgültigkeit ertränken. Was mit Protest gegen die Untätigkeit der Eltern beginnt, weicht bald der Frage: welches Bild haben wir von der jeweils anderen Generation? Ein Plädoyer dafür, einander zuzuhören und veraltete Strukturen zu überdenken. Nichts ändern müssen hingegen die Jungs und Mädels vom Improtheater, die mit “Million Story Hotel” in die Ferien starten (30.05.). Strandlatschen, Seepferdchen, Pool mit Meerblick: Lachperlen und überschäumende Fantasiewellen sind garantiert (Rettungswesten nicht)!
In der Dekadenz in Brixen ist noch bis 6. Mai Zwischenfälle von Daniil Charms in der Bearbeitung von Dietmar Gamper zu sehen. Charms wurde 1905 in St. Petersburg geboren, war Teil einer avantgardistischen Künstlergruppe und wurde mehrmals verhaftet und verbannt. Erst in der Perestroika wurden seine Texte wiederentdeckt. Als russischer Autor in einem totalitären Regime passt er punktgenau ins Heute. Opfer seiner Zeit wurde auch der Komponist Friedrich Holländer, als die Nazis 1933 die Macht ergriffen. So wie ihm erging es vielen seiner Kollegen. Begleitet vom Pianisten Thomas Frerichs zeichnen Sängerin Jutta Gerling-Haist und Schauspielerin Verena Plangger in Irgendwo auf der Welt musikalisch die Wege jener Künstler nach (20.05.). Sie evozieren die verrückten 1920er, aber auch die Zeit des Nationalsozialismus. Gespickt mit virtuosen Klavierimprovisationen – mal witzig, mal komisch, mal melancholisch. Und ganz zum Schluss wartet noch Kabarettistin Theresa Reichl auf Sie. In „Obacht, i kann wos!“ (26.05.) geht sie mehreren Fragen nach: Wie ist es, in einem 400-Seelen-Dorf aufzuwachsen, wo sich alle kennen? Warum liest man im Germanistikstudium nur männliche Autoren? Und wie lebt es sich als Feministin, Rampensau, Studentin, Frau und Dorfkind?
Premiere feiert das Stadttheater Bruneck mit Der Vorname, eine erfolgreiche Komödie von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière unter der Regie von Alexander Kratzer (05.05.). Der Literaturprofessor Pierre und seine Frau Elisabeth haben ihre besten Freunde zu einem besonderen Abend eingeladen. Es sind auch Vincent, der Bruder von Elisabeth, und seine Partnerin Anna mit dabei: sie erwarten gemeinsam ein Kind. Natürlich sind alle gespannt auf den Namen des Sprösslings, doch dessen Verlautbarung sorgt für unerwartet heftige Debatten, die sich zu einem wahren Feuerwerk der Disharmonie hochschaukeln. Dieser Abend bringt viel Ungesagtes ans Licht…
Musikalisch wird es bei den Vereinigten Bühnen Bozen: Seit der Uraufführung 1973 in London gilt das Musical The Rocky Horror Show als Meilenstein der Popkultur (ab 06.05.). Brad Majors und Janet Weiss bleiben wegen einer Panne im Regen stecken. Auf der Suche nach Hilfe erreichen sie ein geheimnisvolles Schloss. Dort lebt Frank’N’Furter, ein extravaganter Transvestit, mit einer Gruppe abgründiger Gestalten. Frank’N’Furter ist gerade dabei, sich im Labor seinen Traummann zu erschaffen. Als der gezüchtete Rocky schließlich zum Leben erweckt wird, dient er nicht nur seinem Erschaffer zur sexuellen Unterhaltung… Eine schillernde, schräge Komödie – bad, bizarre und bloody brilliant!
Beim Südtiroler Kulturinstitut kommt ein Klassiker zum Zuge: Der Menschenfein von Molière (3.-4.05., Waltherhaus Bozen, Regie: Anne Lenk). Alceste liebt Célimène, doch sie lässt ihn zappeln. Ungeduldig geht er zu ihr, doch sie ist nicht allein. Er trifft auf Gegenbuhler, auf Frauen, die ihm schöne Augen machen, falsche Freunde – sprich auf eine Gesellschaft, deren manierierte Umgangsformen er zutiefst verachtet. Doch auch Alceste ist nobler Abstammung und somit hasst er genau jene Welt, zu der er selbst gehört. Er will Célimène die Augen öffnen, doch seine Ideale stoßen bei ihr auf taube Ohren. Vermutlich ist das Stück autobiographisch geprägt, denn auch Molière musste sich am Hofe Ludwigs XIV. nolens volens an die Mechanismen des Hofes anpassen.
Das Jugendtheater Vinschgau, kurz Juvi, zeigt im Lido Schlanders Barfuss im Regen, die erste Freilichtaufführung der Saison (ab 26.05.). Regisseur Daniel Trafoier erzählt mit dem jungen Ensemble die Geschichte der 16-jährigen Chrissy und ihrer Freunde. Alles scheint normal, bis Chrissy alte Briefe ihrer Mutter findet. Es schleicht sich ein Verdacht ein, könnten sie von ihrem echten Vater stammen? Gemeinsam mit ihren Freunden macht sie sich auf, um der Wahrheit auf den Grund zu gehen.
Ein ganzes Dorf im Zeichen der Unterhaltung: Vom 20. Mai bis zum 1. Juni findet Eppan Humor statt. Ein reiches Programm wartet auf Sie: Spielenachmittage, Akrobatik, ein Krimi-Dinner und vieles mehr. Theatralisch wird’s im Weingut Lentsch mit der Komödie Versteh einer die Frauen! von Matthias Stoltze (ab 17.05., Regie: Chris Mair). Arthur hält sich für einen Frauenversteher, dabei weiß er gar nichts über das weibliche Geschlecht. So macht ihm seine Frau das Leben schwer, doch er kann partout nicht verstehen, wo das Problem liegt. Gut, seine Affäre mit Jeanette, und sein langjähriges Verhältnis mit Barbara und jetzt die andere... aber das ist doch alles halb so wild!? Es kommt zum Showdown zu viert, und da kriegt Arthur mächtig auf den Deckel. Und am 1. Juni geben Thomas Hochkofler und Karin Verdorfer nützliche Tipps für das Eheleben. Ein Ausflug nach Eppan lohnt sich allemal.
[Adina Guarnieri]