Frei, freier, Freilichtsommer!
Wieso drinnen bleiben, wenn es draußen so schön ist
Es gehört mittlerweile zum guten Ton, im Sommer unter freien Himmel der lokalen Theaterszene zuzujubeln. Und hier sehen Sie, wo Sie dieses Jahr unbedingt ihr Abendquartier aufschlagen sollten.
Die Freilichtspiele Lana zeigen einen modernen Klassiker von Felix Mitterer: Die Piefke Saga (bis 21.07., Regie: Thomas Hochkofler). Das Stück handelt von Familie Sattman aus Deutschland, die regelmäßig in Südtirol Urlaub macht, auf der Suche nach dem „Ursprünglichen“. Aber es kommt ständig zu Zwischenfällen mit den Hoteliers und der Bauernfamilie vom Rottenhof. Und alle zwei Sekunden droht Herr Sattman: „Ich reise sofort ab...“. In der Komödie geht es um den Massentourismus, die Verstrickungen von Politik und Wirtschaft, um den Raubbau an der Umwelt. Insofern ist Mitterers Saga aktueller denn je.
Bei den Meraner Festspielen steht Die Widerspenstigen auf dem Programm, ein Schauspiel von Luis Zagler nach Motiven von Shakespeare (ab 5.07., Regie: Judith Keller). Es handelt sich dabei um eine tiefsinnige und doch humorvolle Auseinandersetzung mit dem Thema Chancengleichheit. Die Gleichstellung von Mann und Frau, ein jahrhundertaltes Schema, der „Kampf der Geschlechter“ aus der Perspektive von heute. Aufführungsort ist, wie jedes Jahr, das suggestive Festspielareal bei den Gärten von Schloss Trauttmansdorff.
Einige Kilometer weiter zeigen die Schlossfestspiele eine Neuinterpretation der mittelalterlichen Fabel Reineke Fuchs, die 1793 dank Goethe berühmt wurde (ab 19.07., Regie: Torsten Schilling). In 12 Gesängen wird erzählt, wie sich der Außenseiter Reineke durch Intelligenz und geniale Lügengeschichten aus prekären Lagen rettet. Alle Figuren im Stück sind Tiere und genau dadurch entsteht auf der Bühne die eindrucksvolle Darstellung einer normiert menschlichen Welt, deren politischer Alltag von Missgunst und Korruption charakterisiert wird. Ein tierischer Appell an den menschlichen Verstand, für Freiheit und Demokratie.
Auf dem Hochplateau zeigen die Rittner Sommerspiele die Komödie Pension Schöller von Wilhelm Jacoby und Carl Laufs (ab 21.07., Regie: Alexander Kratzer). Hier werden völlig normale Menschen für verrückt erklärt. Und das geht so: Ein reicher Onkel aus der Provinz reist nach Berlin, um endlich was zu erleben! Dass das ausgerechnet in einer psychiatrischen Anstalt sein soll, gibt seinem Neffen zu denken. Dieser bringt ihn stattdessen in die Pension Schöller, doch die Gäste hier sind mindestens genauso skurril wie der Onkel. So tut man sich zum Beispiel schwer mit dem Buchstaben L, der kurzerhand mit einem N kompensiert wird. Und das “Nied von der Gnocke” von Friedrich Schinner ist nur der Anfang…
Und zum Schluss noch das Sommerprogramm im Brixner Tschumpus. Frei nach Alfred Hitchcock sehen Sie hier Die 39 Stufen (bis 25.08., Regie: Dietmar Gamper). Elegante Menschen, gepflegte Umgangsformen? Wir sind im Jahr 1935! Kein Plastik, kein Klimawandel bedrohen die Menschheit. Aber vielleicht etwas Anderes? Mister Memory, ein Mann mit sensationellem Gedächtnis, feiert mit seiner Show große Erfolge. Doch dann wird die bezaubernde Annabell vor den Augen des Publikums erstochen: Aus ist es mit dem Idyll. Die Spur führt zu den “39 Stufen”. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, bei dem, trotz der Noblesse, Tollpatschigkeiten nicht zu vermeiden sind. Mit dem nötigen Charme fällt das aber kaum auf, garantiert!
[Adina Guarnieri]