Klerusporträts von Gotthard Bonell
Sonderausstellung in der Hofburg Brixen bis 16. April 2023
Interview mit Gotthard Bonell über sein Leben als Kunstschaffender und seine Sonderausstellung in Brixen. Der Künstler spricht über religiöse Ansichten, die Kunstform Porträts und seinem beruflichen Werdegang.
Woran glauben Sie?
Ich glaube an das Gute und das Schöne. Das ist wohl auch der Sinn meiner Arbeit. Allerdings ist es nicht immer leicht daran zu glauben. Wir leben in Zeiten, in denen Oberflächlichkeit, Gewinnstreben, Hass, Neid, Krieg usw. die Welt beherrschen.
Warum haben Sie sich entschieden Geistliche zu porträtieren?
Das ist ganz einfach: Die Porträtierten sind an mich herangetreten und haben mich beauftragt ein Bild von Ihnen zu machen. Nur in wenigen Fällen handelt es sich um Menschen, die ich selbst gefragt habe. Dabei hat mich nicht ihr Stand in der Gesellschaft, sondern einfach der Mensch interessiert. Es handelt sich meistens um Freunde.
Nach welchen Kriterien wählen Sie die zu porträtierenden Personen aus?
Es muss mich mehr als nur das äußere Erscheinungsbild interessieren. Bei den Porträt-Sitzungen sprechen wir auch viel miteinander. Was steht dahinter? Ich muss den Menschen erfühlen. Mit Bischof Egger habe ich etwa zwanzig Stunden geredet. Dabei ging es um Gott und die Welt. Das ist auch der Grund, weshalb ich mich nicht mit Fotos begnüge. Das war auch bei Papst Benedikt so.
Was ist Ihnen bei der Darstellung von Personen wichtig?
Es geht um das Kennenlernen, das hinter die äußere Fassade schauen. Das Ganze ist dann umzusetzen in Malerei und diese sollte mit dem entsprechenden Menschen zu tun haben. Ein Porträt ist nutzlos, wenn es nur das Äußere einer Person zeigt. Dann ist es nämlich schneller und billiger wenn man sich ein Passfoto machen lässt.
Wie gut muss man zu porträtierende Personen kennen, um ihr Wesen so ausdrucksvoll vermitteln zu können?
Man sollte sie schon kennen. Deshalb ja die Zeit des Kennenlernens während der Sitzungen. Besonders schwierig wird es, wenn es sich um Personen handelt, die man tagtäglich in den Medien sieht. Da gilt es vorerst Vorurteile abzubauen. Wie bei einem alten, vergilbten, zu restaurierenden Bild. Man entfernt Schicht um Schicht, um dann zum Original zu kommen. Es passiert schon auch, dass man nicht so weit kommt und dann wohl auch aufgibt. Es braucht schlussendlich immer zwei dazu. Beim Porträtieren handelt es sich schließlich um einen Dialog, den man auf der Leinwand oder auf dem Papier festhält.
Wie viel spiegelt sich von Ihnen selbst in den Porträts?
Sicher sehr viel. Wie gesagt: Es handelt sich um einen Dialog.
Inwiefern beeinflussen die zu porträtierenden Personen ihre Gemälde?
Es ist immer ein Kampf um Freiheit. Es gilt vorerst sich von den Vorstellungen des Gegenübers zu befreien. Das ist die eigentliche Schwierigkeit. Erst dann beginne ich zu arbeiten, wenn ich vergesse, wen ich vor mir habe. Ab diesem Moment geht es um Umsetzung in Farbe, Linie, Fläche, Raum usw.
Was ist das Besondere an der aktuellen Ausstellung Klerusporträts?
Das Besondere in dieser Ausstellung ist, dass es sich um Personen handelt, die, wie Karl Gruber es einmal formuliert hat, einer gleichen „Firma“ angehören. Das heißt so in etwa, dass es sich, oberflächlich betrachtet, um ein gleiches äußeres Erscheinungsbild handelt. Es geht um Inszenierung. Professor Josef Gelmi meinte bei seiner Eröffnungsrede, dass es wohl auch um eine große Oper gehe. Aber was mich in erster Linie interessiert hat, ist wohl, wie ich den Menschen hinter dieser Fassade, oft in einer Zwangsjacke der Institution, darstellen kann. Ich bin im Übrigen ein Liebhaber großer Opern und so kann man wohl auch mein besonderes Interesse an diesen Inszenierungen verstehen. Herausfordernd war der Raum in der Hofburg, der gar nicht leicht zu bespielen war. Eine weitere Inszenierung.
Sind Sie glücklich mit Ihrem beruflichen Werdegang?
Meist schon, es gibt aber nicht nur schöne Momente in diesem Beruf. Man ist immer dabei, es hört nicht auf, man kommt nicht los. Damit meine ich das Ringen um Authentizität, dem Kern näherzukommen....
Was würden Sie jungen Personen raten, die sich eine berufliche Zukunft im künstlerischen oder musikalischen Bereich vorstellen können?
Ausdauer, Geduld, nicht dem oberflächlichen Kunstbetrieb zu verfallen. Arbeit, Arbeit, Arbeit!
[Dominik Pazeller]
26. November 2022 - 16. April 2023 - Hofburg Brixen
Es werden die Bilder von 20 Geistlichen samt ihren Vorstudien ausgestellt, die der Künstler Gotthard Bonell in seiner langen Karriere porträtiert hat.