The Invisible Light
Fotografie völlig neu definiert mit einer Technik aus dem Jahre 1850
Interview mit Kurt Moser und Barbara Holzknecht über die Wechselausstellung „The Invisible Light. Ambrotypien von Lightcatcher“ im LUMEN – Museum of Mountain Photography.
Was dürfen wir uns von der LIGHTCATCHER-Ausstellung erwarten?
Einen besonderen Blick auf die Dolomiten und den Menschen! Die alte Technik modern interpretiert verleiht den majestätischen Bergen eine sehr starke Aussagekraft und eine eigene Bildsprache. In den Portraits der Generation von Bauern, die Großteil ihres Lebens ebenfalls ohne moderne Technik gelebt haben, kommt deren Lebensstil und Lebenseinstellung zum Ausdruck. In diesen Bildern wird der Fokus auf das Wesentliche reduziert.
Wie genau funktioniert Ambrotypie?
Es handelt sich um ein Nassverfahren, das voraussetzt, dass die schwarzen Glasplatten direkt vor Ort sowohl präpariert als auch entwickelt und fixiert werden. Die vorab geschliffenen und polierten Glasplatten werden mit Kollodium uniform beschichtet und im exakt richtigen Moment, wenn sie weder zu feucht noch zu trocken sind, vorsichtig in ein Silberbad getaucht. Nach einigen Minuten im flüssigen Silberbad sind die Platten fotosensibel und werden in ein lichtdichtes Magazin gelegt, welches an die Kamera angebracht wird. Innerhalb von ungefähr fünf Minuten muss fotografiert, entwickelt und fixiert werden, ehe die Fotoplatte trocknet und damit unbrauchbar wird. Wenn das Bild fertig ist, muss es trocknen, um abschließend versiegelt zu werden, um so zu verhindern, dass das Silber oxidiert.
Was ist das Besondere an dieser Art der Fotografie?
Diese Bilder sind keine Negative, welche manipuliert, vergrößert oder reproduziert werden können, sondern positive Abbildungen auf Glas und somit UNIKATE.
Wie lange dauert die Produktion eines einzigen Bildes?
Die Produktionsdauer ist je nach Motiv sehr unterschiedlich. Schnappschüsse sind mit dieser Technik nie möglich! Mit Berücksichtigung der einzelnen Arbeitsschritte auch nach der Realisierung des Bildes brauchen wir für ein einziges Bild mindestens 3 Arbeitstage.
Welche Bedeutung hat das Licht?
Die beschichteten Glasplatten haben eine Lichtempfindlichkeit von ungefähr nur einem (1) ISO und reagieren Großteils auf den ultravioletten Anteil des Lichtspektrums, sprich, den für das menschliche Auge unsichtbaren Teil. Dies bedeutet, dass wir de facto unsichtbares Licht ablichten.
Welche Voraussetzungen müssen für das „perfekte Bild“ gegeben sein?
Die Voraussetzungen für ein schönes Bild hängen vom jeweiligen Motiv ab. Bei Portraits ist es sehr wichtig, dass die Person im Augenblick der Belichtung sich ganz ruhig verhält, da mit unserer Technik die Belichtungszeiten länger sind (durchschnittlich 10-15 Sekunden). In den Bergen gibt es eine ganze Reihe an Voraussetzungen, die für uns wichtig sind, um dann mit dem Resultat zufrieden sein können.
Dazu ein Beispiel in Bezug auf Licht: Wie bereits erwähnt, arbeiten wir mit UV-Licht. Die Vegetation (Bäume, Blumen…) absorbiert das ultraviolette Licht, statt es zu reflektieren, da sie die Energie der Sonnenstrahlen für die Fotosynthese braucht, um so Zucker und Sauerstoff herzustellen. Dies hat für uns zur Folge, dass Bäume und Wiesen für unsere Platten unsichtbar sind. Dieses Problem können wir umgehen, indem wir Landschaftsbilder vorwiegend im Winter realisieren, denn der Schnee reflektiert das Sonnenlicht.
Wie kamt ihr auf diese Art der Fotografie?
Das Lightcatcher-Projekt war geboren, als Kurt Moser in einem Mailänder Fotostudio zufällig eine historische, zwei Meter große Balgkamera aus dem Jahr 1907 entdeckte. In jeder freien Minute widmete er sich mehrere Monate lang der Restaurierung dieses Schmuckstücks. Als die Arbeiten beendet waren, beschloss er, sie nicht in einem Museum auszustellen, sondern damit zu arbeiten. Der zweite Zufall, der zum LIGHCATCHER-Projekt führte, war ein Besuch im Alpinen Museum in München, wo eine Ambrotypie von Vittorio Sella ausgestellt war. Die Schönheit des Bildes veranlasste ihn diese Technik zu vertiefen. Zusammen mit Barbara Holzknecht wurde dann an der Konzeption und Entwicklung eines Projektes gearbeitet, das ihnen ermöglichen sollte, gemeinsam diese wiederentdeckte Technik und dessen einmalige Bilder zu ihrem neuen Lebensinhalt zu machen, denn beide waren und sind von der Einzigartigkeit und Schönheit dieser Bilder fasziniert.
[Dominik Pazeller)
BIS 23. APRIL 2023
MONTAG–SONNTAG & AN FEIERTAGEN 10:00–16:00 UHR
TICKETRESERVIERUNG NICHT NOTWENDIG!
LUMEN - Museum für Bergfotographie
Kronplatz Gipfel - www.lumenmuseum.it