„AufgeBASSt“ – Nichts geht ohne Tuba
Groß, imposant, klangvoll: warum die Tuba nicht nur optisch eine Wucht ist
Der Tubist Wolfgang Rabensteiner sagt, was er denkt; er meint, was er sagt; und was er tut, tut er ganz und weil er es gerne tut: über einen, der auszog, um die Tuba aus ihrem Nischendasein zu holen.
Der 41-Jährige aus Klausen könnte auch im Ausland als Tubist tätig sein – schließlich verfügt er über eine erstklassige Ausbildung und ist Preisträger nicht weniger Wettbewerbe. Dennoch ist er in Südtirol geblieben, unter anderem, weil er hier stark verwurzelt ist. Er sieht sich als Tuba-Pionier und möchte nicht sich, sondern das tiefste aller Blechblasinstrumente in den Fokus rücken: „Die Entwicklung, die viele Blechblasinstrumente schon hinter sich haben, ist bei der Tuba erst im Gange, da sie ein relativ junges Instrument ist.“ Rabensteiner spricht dabei von entsprechender Literatur oder auch von der variablen Einsetzbarkeit der Tuba. Erst in den letzten Jahrzehnten habe die Tuba begonnen, sich von ihrem landläufigen Image als Begleitinstrument der Musikkapellen zu lösen. Wobei sie da jedoch eine sehr zentrale Rolle einnehme, sagt Rabensteiner: „Eine Musikkapelle mit einem guten Tubaregister spielt automatisch besser. Die Tuben bilden gewissermaßen das Fundament des Klangkörpers. Wenn dieses wackelt, kann die Kapelle auch kein niveauvolles Spiel aufbauen.“
Wolfgang, wie bist du, als studierter Trompeter, eigentlich zum Tubaspiel gekommen?
Das ist eine banale Geschichte. Wir waren mit der Musikkapelle [Villanders, Anm. d. Red.] zum Spielen auf der Alm, und der Tubist hat mich gefragt, ob ich ihm kurz das Instrument halten könne. Da habe ich einfach probehalber hineingeblasen – und das war’s. Ich habe die nächsten sieben Tage je sechs bis acht Stunden mit der Tuba im Probelokal verbracht, bis die Lippen wund waren. Aber die Tuba und ich, wir hatten uns gefunden. (lacht) Nach einiger Zeit Privatunterricht habe ich beschlossen, die Trompete an den sprichwörtlichen Nagel zu hängen und Tuba zu studieren. Vom Trompetenspiel habe ich dabei aber sicherlich profitiert.
Was würdest du Jugendlichen raten, die Berufs-tubistin oder -tubist werden wollen?
Zunächst einmal würde ich jede und jeden in der Begeisterung für die Musik unterstützen. Das ist das Wichtigste. Darum arbeite ich auch gern mit Kindern und Jugendlichen. Was speziell die Tuba betrifft, würde ich auf jeden Fall wärmstens raten, sich ein zweites Standbein aufzubauen. In den klassischen Orchestern ist die Tuba nur einfach besetzt, da sind die Stellen auf dem Arbeitsmarkt rar. Man sollte also immer einen Plan B haben, um sich dann sozusagen im Zweitberuf intensiv mit der Tuba beschäftigen zu können.
Apropos intensiv: Man hat bei dir das Gefühl, was du machst, das machst du mit all deiner Energie.
Das stimmt. Ich kann nicht untätig sein. (lacht) Viele Jahre hat die Tuba in meinem Leben die Hauptrolle gespielt. Ich habe Stages bei namhaften Tubisten besucht, mit Komponisten zusammengearbeitet, viele Konzerte gespielt, Wettbewerbe bestritten, Workshops organisiert und eine neue Bauform der Tuba gemeinsam mit Experten entwickelt. Als Corona das alles ausgebremst hatte, habe ich meine Unterrichtsstunden in der Schule aufgestockt, mir parallel einfach ein neues Betätigungsfeld gesucht und mit dem Laufen begonnen, stundenlang. Dabei habe ich die Bergläufe für mich entdeckt. Vor kurzem bin ich zudem Vater geworden. Das ist wunderschön und wieder eine neue Aufgabe für mich, der ich mich voll und ganz widme. Die Tuba bleibt neben all dem jedoch immer meine Herzensangelegenheit.
[Sibylle Finatzer]
ZUR PERSON: WOLFGANG RABENSTEINER
· 2000 Abschluss Diplomstudium Trompete und Unterstufe Kirchenmusik am Konservatorium „C. Monteverdi“ in Bozen
· 2007 Abschluss Diplomstudium Tuba am Konservatorium „E. F. dall‘Abaco“ in Verona
· 2011 Abschluss Masterstudium und postgradualer Lehrgang für Tuba am Mozarteum Salzburg
· Gewinner und Preisträger mehrerer internationaler Solowettbewerbe für Tuba
· Auftritte als Tuba-Solist und Tubist mit namhaften Orchestern und Ensembles
· Entwicklung der Pythontuba gemeinsam mit Peter Oberrauch und Miraphone
· Gründer und Organisator von „AufgeBASSt“ – www.aufgebasst-tuba.com
· Lehrkraft für Musik an der Mittelschule Klausen
· Passionierter Bergläufer