Mord mit Weingeschmack…
„Treue hat ihre Grenzen“ ist der neue Krimi von Ralph Neubauer
1985 war Ralph Neubauer das erste mal in Südtirol und seitdem ist ein Besuch jedes Jahr ein Muss. Nicht nur für Urlaub, sondern um Anregungen für seine neuen Romane zu finden.
Seit 2010 schreibt Neubauer die Reihe Südtirolkrimi. Band 10 „Treue hat ihre Grenzen“ (Athesia Tappeiner Verlag) spielt sich in den Dörfern an der Weinstraße ab. In Erwartung der ersten Buchvorstellungen, hier ein Gespräch mit dem Autor.
Ist unsere Region fruchtbarer Boden für einen Krimi?
Südtirol ist für jemanden der einen Regionalkrimi schreiben möchte aus mehreren Gründen als Handlungsort gut geeignet. Erstens gibt es viele potentielle Leserinnen und Leser, denn Südtirol wird in jedem Jahr von vielen Touristen besucht. Einige lieben es Regionalkrimis zu lesen die in ihrer Urlaubsdestination spielen. Zweitens ist Südtirol aus vielerlei Sicht interessant. Neben den pittoresken Dörfern und der abwechslungsreichen Landschaft ist das Leben und seine Menschen durch den Lauf der wechselvollen Geschichte des kleinen Landes geprägt. Das war für mich ausschlaggebend, meine Krimireihe rund um Commissario Fabio Fameo in Südtirol zu etablieren.
Worauf wollen Sie im zehnten Band die Aufmerksamkeit leiten?
Jeder Krimi hat immer ein Hintergrundthema. Im zehnten Band ist es die Geschichte des Weinbaus in Südtirol, begleitet von einem Mord. Die Ermittlungen sind natürlich erfolgreich, denn die Leser wollen schon wissen, wer es getan hat. Aber das ist für mich eher die Nebenhandlung. Mir geht es um die Befindlichkeiten der Figuren, die jeweils ein definiertes Spektrum der uns allen bekannten Psychopathologie des Alltags abbilden. Nicht krankhafte Psychosen und Psychopathien, sondern die Randbereiche, die wir alle kennen, wenn wir auf uns und unsere Mitmenschen schauen. Und so spielen die großen Gefühle wie Macht, Wut, Angst, Neid und alle die anderen in wechselnden Konstellationen immer eine Rolle in meinen Krimis. Ich schöpfe da aus dem prallen Leben.
Alle Figuren wechseln zwischen Band 9 und 10 ihre Positionen…
Die Krimis spielen ja in Echtzeit. 2010 in Band 1 war Tommaso 50 Jahre alt. 2023 ist er 63, damit pensionsreif. Fabio sollte nach 13 Jahren endlich die versprochene Beförderung zum Vicequestore erhalten. So ist der Lauf des Leben. Und die fleißigen Assistenten, Francesca und Eduard rücken nach. Das Magische am Schreiben ist, dass diese Figuren irgendwann ein Eigenleben entwickeln, sie laufen mir sozusagen ständig durchs Hirn und reden auch miteinander. Ich höre ihnen zu und schreibe es einfach auf. Man könnte sagen, ich höre Stimmen. Sie wissen schon: Psychopathologie des Alltags. Ich mache bei diesem Spiel gerne mit.
Warum spielen in Ihren Krimis immer echte Südtiroler mit?
Da war zunächst lediglich der Gedanke, meiner Wirtin Brigitta, bei der ich immer wohne (Trogerhof in Prissian), ein kleines Dankeschön für vieles zuzurufen, indem ich sie in die Handlung des ersten Bandes in einer winzigen Nebenrolle eingebaut habe. Dann hatte meine Frau die Idee, Brigittas Kinder, in den Schlussakkord von Band 2 einzubauen. Bei der Vorstellung von Band 2 durch den Moderator von Südtirol 1, Daniel Winkler, meinte dieser, „Gell, im nächsten Krimi spiele ich dann auch mit.“ So habe ich Daniel in Band 3 mit eingebaut. Und ab da war es Teil des Konzepts. Seither spielen mehr echte Südtiroler in einer Rolle in den Krimis mit, als fiktive Figuren. Natürlich frage ich die echten Menschen, ob sie mitspielen möchten. Es gibt auch Anwärter für die ich aber noch nicht die passende Handlung habe.
Ist ihr elfter Band schon geplant?
Ja, Band 11 ist in Planung. Aber mehr als eine grobe Idee ist es noch nicht. Aber ich kann heute schon sagen, dass mit Band 12 Schluss sein wird. Die 12 ist eine schöne Zahl. Es gibt die 12 Monate, die 12 Apostel und für den geborenen Düsseldorfer und Altbierfan, sind 12 Glas Altbier eine würdige Zahl, früher in jungen Jahren jedenfalls.
Schwierigste Frage: Wo liegen die Grenzen der Treue?
Darauf gibt es bestimmt mehrere denkbare Antworten. Im Krimi wird diese Frage glasklar beantwortet. Aber ich möchte hier nicht spoilern. Ich mache es kurz: Die Grenzen der Treue liegen jeweils im Grenzbereich der eigenen Toleranz. Das habe ich doch nett ausgedrückt?
[Fabian Daum]
Ralph Neubauer (*1960, Düsseldorf) lebt seit 1987 in Haan im Rheinland. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Vor seiner Pensionierung war er vier Jahre bei Amtsgerichten und 36 Jahre im Justizministerium in Düsseldorf in verschiedenen Positionen tätig.
Seit 2010 schreibt er die erfolgreiche Reihe Südtirolkrimi, mit der er sich an Geschichte, Tradition, Brauchtum, Lebens- und Denkweise in Südtirol herantastet.
LESEREISE IM SEPTEMBER
06.09. - 20:00 Uhr Kaltern · Puntaykeller
12.09. - 19:30 Uhr Prissian · Schloss Fahlburg
19.09. - 20:00 Uhr Tramin · Öffentliche Bibliothek
22.09. - 20:00 Uhr Girlan · Vineum Keller