Geschichte, Kultur und Natur in Passeier
Pfistrad-Alm und Jaufenburg: Ausflugsziele abseits der Touristenströme
Wer an „MuseumPasseier“ denkt, dem fällt zumeist der Freiheitskämpfer Andreas Hofer ein. Dessen Heimathaus, der Sandwirt kurz vor St. Leonhard, ist auch das Herzstück des Museums mit umliegendem Freigelände. Doch zwei „Außenstellen“ des Museums sind es wert, gesondert betrachtet zu werden.
Die Jaufenburg
Zum einen ist das die Jaufenburg. Sie befindet sich oberhalb von St. Leonhard am Fuße des Jaufenpasses. Während heute nur noch der Bergfried und einige Mauerreste erhalten geblieben sind, handelte es sich ursprünglich um eine ausgedehnte Anlage mit zwei Palassen, direkt an der Schnittstelle der Wegverbindungen über Jaufenpass und Timmelsjoch gelegen. Die Stockwerke können besichtigt werden. In ihnen befinden sich kleine Ausstellungen über die Geschichte der Burg, über die für das Passeiertal typischen Schildhöfe, über die Herren von Passeier und Grafen Fuchs von Fuchsberg, welche auf der Burg residierten. Zudem finden sich Wandmalereien, welche teils Bartlmä Dill Riemenschneider zugeschrieben werden.
Die Jaufenburg beherbergt hin und wieder kleinere Veranstaltungen für die örtliche Bevölkerung. Für den kulturgeschichtlich interessierten Auswärtigen bietet sie ein interessantes Ausflugsziel, verbunden mit einer rund halbstündigen Wanderung vom Ortszentrum von St. Leonhard herauf. Von der Jaufenstraße führt zwar eine schmale Zufahrtsstraße hierher, allerdings ist der Parkplatz nur auf wenige Fahrzeuge beschränkt.
Das Alm-Museum Pfistrad-Alm
Das Alm-Museum – die alte „Kaser“ – auf 1.350 Metern Seehöhe ist ein Blockhaus, das in Teilen auf das Mittelalter zurückgeht, als im Pfistradtal eine Dauersiedlung bestand („Kaser“ ist aus dem alpenromanischen Wort „casa“ für Wohnhaus herzuleiten). Im ausgehenden Mittelalter war das gesamte Pfistrad-Tal im Besitz der Herren Fuchs auf der Jaufenburg. In einem aufwändigen Projekt im Jahr 2000 wurde die alte Kaser saniert. Sie wurde penibel bis auf die ersten Mauerkränze abgetragen und in schonender Weise in die ursprüngliche Form rückgebaut. Als Außenstelle ist die alte Kaser nun in das talübergreifende Museumskonzept des MuseumPasseier eingebunden. Ein Schauraum im Inneren erzählt vom Leben auf der Alm, von der Almwirtschaft in früheren Zeiten und vom Wohnen im Mittelalter. Es gibt eine alte „Rauchkuchl“ und bäuerliche Gerätschaften zu sehen, die auf zweisprachigen Infotafeln erklärt werden.
Seltener gotischer Holzbau
Die Schlichtheit des Blockhauses täuscht über seine Bedeutung hinweg. Es ist deshalb einzigartig, da es einer der wenigen und ältesten noch erhaltenen Holzbauten in Südtirol ist. Seit 1982 ist das Haus als Baudenkmal geschützt, zusammen mit dem St.-Anna-Kirchlein daneben, einer spätbarocken Kapelle aus dem Jahr 1796. Der Blockbau war im Mittelalter der vorherrschende Baustil der bäuerlichen Gesellschaft im Passeiertal. Das verdeutlicht etwa auch der Name „Steinhaus“ für einen Bauernhof im Tal, der also etwas Besonderes gewesen sein muss – da aus Stein erbaut.
Vinschger Grundbesitz
Seit 1833 ist die Pfistrad-Alm im Besitz der Gemeinde Latsch. In besagtem Jahr nämlich ersteigerte die Vinschger Gemeinde das Areal aus dem Besitz der Jaufenburg, zu einem Preis von 7.150 Gulden. Noch bis in die 1950-er Jahre trieben die Latscher Bauern ihre Rinder durch den Vinschgau, die Stadt Meran und das Passeiertal hindurch bis auf ihre Alm auf die Sommerweide. Die Rinderhaltung musste auch im Vinschgau dem Apfelanbau weichen, und so wurde auch diesem alten Brauch ein Ende bereitet.
Allemal ist die Pfistrad-Alm einen Besuch wert, stellt sie doch ein authentisches Zeugnis bäuerlicher Kultur dar, das bis in unsere Zeit gerettet worden ist.
[Sibylle Finatzer]
MUSEUMPASSEIER
Geöffnet: 1. April ‒ 31. Oktober, 10 bis 17 Uhr, Montag Ruhetag
Sandwirt, kurz vor St. Leonhard an der Staatsstraße.
Eintritt: 10 Euro | Kinder bis 18 Jahre frei | Sonderpreise Senioren und Gruppen ab 10 Personen
JAUFENBURG
Geöffnet: von Anfang Juni bis Ende September, immer montags von 10 bis 13 Uhr
Von St. Leonhard zu Fuß in ca. 30 Minuten eher steil bergauf. Schmale Zufahrt auch von der Jaufenstraße.
Eintritt: Freiwillige Spende. Führungen auf Anfrage.
ALM-MUSEUM PFISTRAD-ALM
Geöffnet: Sobald die daneben befindliche Alm bewirtschaftet ist.
Von St. Leonhard zu Fuß auf Wanderweg Nr. 13 (Forststraße) in rund zwei Stunden.
Eintritt: frei
INFO: 0473 659086 |
www.museum.passeier.it