Ein Ausnahmetalent auf der Klarinette
Ein Gespräch über die Musik, die Klarinette und Pläne für die Zukunft
Sophie Pardatscher ist mit ihren 21 Jahren bereits höchst erfolgreich als Klarinettistin unterwegs. Nach dem Abschluss des Bachelorstudiums am Bozner Musikkonservatorium im Jahre 2018 – mit Höchstpunktezahl und Sonderlob – ist sie nach Berlin gegangen, um dort ihren Master zu machen.
Sophie Pardatscher wollte eigentlich nur ein Instrument lernen, um der Bürgerkapelle St. Michael/Eppan beitreten zu können. Dort haben bereits ihre älteren Brüder mitgespielt. Welches Instrument es werden sollte, war dabei anfangs nur Nebensache. „Der damalige Kapellmeister war Klarinettist – gebt ihr einfach eine Klarinette, hat er gesagt“, lacht Sophie. Dass daraus eine Liebe fürs Leben werden sollte, ahnte niemand, auch nicht Sophie selber, wie sie sagt.
Sophie, du hast zunächst in St. Michael die Musikschule besucht.
Ja genau. Ich habe bei Prof. Werner Mayr den Unterricht besucht. Er wusste sehr genau, wie er mich motivieren konnte, und welche Stücke mir liegen. Ich brauchte nämlich immer ein Ziel, eine Herausforderung. Daher habe ich regelmäßig an Wettbewerben teilgenommen, die ich auch erfolgreich abschließen konnte.
Hast du aufgrund dieser frühen Erfolge nicht schon damals daran gedacht, dass die Musik ein Berufsweg für dich sein könnte?
Nein, überhaupt nicht. Erst während der Oberschulzeit kristallisierte sich heraus, dass Berufsmusikerin zu werden eventuell doch eine Option für mich sein könnte. Ich nahm an nationalen und internationalen Wettbewerben teil und konnte dadurch viel Erfahrung sammeln. Durch die Anwesenheitspflicht am Konservatorium und die Hausaufgaben für die Oberschule konnte ich nicht wirklich viel üben. Das hat sich erst nach der Matura geändert. Ich habe das Jahr bis zum Beginn des Masterstudiums auch dazu genutzt, möglichst viele Meisterkurse zu besuchen, zum Beispiel in Finnland.
Apropos Finnland: Du warst in den letzten Jahren musikalisch gesehen bereits viel im Ausland unterwegs. Daher der Master in Berlin?
Ja, absolut. Ich wollte das Masterstudium immer im Ausland absolvieren. Auch Basel und Lübeck hatte ich im Auge. Die Entscheidung zugunsten Berlin fiel aufgrund der Professoren. Ich dachte mir: Wo kann ich etwas mitnehmen, wo kann ich so viel wie möglich lernen? In Berlin ist die Hochschule (Hochschule für Musik „Hanns Eisler“, Anm. d. Red.) der reinste Luxus. Es gibt sehr viel Lehrpersonal, gemessen an der Zahl der Studenten. Ich studiere bei Prof. Martin Spangenberg, der mir auch die Möglichkeit gegeben hat, mit dem Böhm-Klappensystem weiterzuspielen, das bei uns und in vielen Ländern Usus ist. In Deutschland wird die Klarinette mit einem anderen Klappensystem gespielt. Wenn ich erst hätte umlernen müssen, hätte mich das in meiner Entwicklung sehr eingebremst. Außerdem ist Berlin für mich eine Stadt mit sehr viel Kultur. Was da geboten wird, das ist schon außergewöhnlich.
Wäre Orchestermusikerin zu werden ein Ziel für dich? Du hast ja erst kürzlich die erste Klarinette beim Neujahrsprogramm des Haydn-Orchesters von Bozen und Trient gespielt.
Ja, das könnte ein Ziel sein. Bis dato habe ich noch nicht sehr viel Sinfonieorchester-Erfahrung sammeln können, und es hat mir Spaß gemacht. Wir haben in Südtirol das Glück, ein gutes Orchester zu haben. Überhaupt schätze ich die Lebensqualität in Südtirol sehr, und dass ich dort Freunde und Familie habe. Das ist mir sehr viel wert. Auch bei der Bürgerkapelle spiele ich immer noch gerne mit. In Südtirol leben und arbeiten zu können wäre also schon ein Traum (lacht). Aber zunächst einmal möchte ich mich einfach nur weiterentwickeln. Ich hoffe auf eine weitere gute Zusammenarbeit mit der Künstleragentur Cidim. Sie ermöglicht mir Engagements, wie zum Beispiel im heurigen Juli mit dem Thailand Philharmonic Orchestra in Bangkok. Auch die Mitwirkung bei den europäischen Jugendorchestern ist ein Ziel für mich. Alles weitere wird man dann sehen.
[Sibylle Finatzer]
ZUR PERSON
Sophie Pardatscher, geb. 1998, wohnt in St. Michael/Eppan. 2018 Abschluss des Musikkonservatoriums bei Prof. Roberto Gander mit Höchstpunktezahl „110 e lode e menzione speciale“. Gewinnerin zahlreicher Preise und erfolgreiche Teilnahme bei Prima la musica, European Junion of Music Competitions for the Youth, Backun International Clarinet Competition in Nashville-USA, International Clarinet Competition „Saverio Mercadante“ u.a.
Mitglied beim European Jazz and Pop Orchestra, Jugendsinfonieorchester Südtirol, Symphonic Winds, Südtiroler Jugendblasorchester. Masterclasses im In- und Ausland bei namhaften Professoren.