Von Rittern, Knödeln und flammender Rache
Die Burgen Hocheppan und Boymont und ihre wechselvolle Geschichte
Die Gemeinde Eppan wird in einigen Quellen als „burgenreichster Landstrich Europas“ bezeichnet. In der Tat ist das Überetsch reich an historischen Höfen, Ansitzen, Burgen, Ruinen und Schlössern. Zwei davon verdienen besondere Beachtung.
Burg Hocheppan wurde um 1130 von Graf Ulrich II von Eppan erbaut. Zwar wurde sie 1158 zerstört, aber bald wieder aufgebaut. Ihre Lage hoch über dem Etschtal, mit weitem Ausblick über den Bozner Talkessel und bis nach Meran, machte sie zu einer der bedeutendsten Wehranlagen Südtirols. Selten in Tirol und imposant ist der fünfeckige Bergfried, der 23 Meter hoch in den Himmel ragt. 1315 wurde Hocheppan an die Landesfürsten von Tirol übergeben, die verschiedene Familien über die Jahrhunderte damit belehnten. Seit 1911 bis ins Jahr 2016 war die Burg Hocheppan im Besitz der Grafen von Enzenberg. Im Jahr 2016 hat die Gemeinde Eppan die Burg angekauft.
Die „sixtinische Kapelle der Alpen“
Zwar ist die Burganlage, als Zeugnis mittelalterlicher Baukunst und durch ihre aussichtsreiche Lage, zweifellos selbst einen Besuch wert, doch verbirgt sie in ihrem Inneren ein noch weit bedeutenderes Kleinod. Im Süden der Anlage steht die kleine Burgkapelle, auch „sixtinische Kapelle der Alpen“ genannt. Sie wurde zusammen mit der Burg erbaut; umso erstaunlicher ist, dass ihre Architektur und die Malereien beinahe vollständig und sehr gut erhalten sind.
Die romanischen Fresken aus dem 13. Jahrhundert zeigen typische Motive aus der Zeit der Entstehung der Burg, wie z.B. eine Jagdszene, Szenen aus dem Leben Jesu oder der Apostel sowie weitere biblische Szenen. Die vielleicht berühmteste Darstellung ist jene der „Knödelesserin“ an der Südwand im Inneren: In einer Szene aus dem Leben Jesu wendet sich Maria einer Frau zu, die aus einem großen Tiegel über offenem Feuer einen Knödel herausnimmt und kostet – der ältesten Darstellung der Knödel in Südtirol. Dass wir die Fresken heute bestaunen können, ist deren Freilegung 1926 zu verdanken sowie der Tatsache, dass die Kapelle über Jahrhunderte noch von Nachbarn und Messgängern benutzt wurde, während die Burg zusehends verfiel.
Bogenparcours
Auf den Spuren von Rittern und mittelalterlichen Eroberern kann man beim burgeigenen 3D-Bogenparcours wandeln: An insgesamt 28 3D-Tieren vorbei führt der Parcours durch das bewaldete Gelände oberhalb von Hocheppan. Leihausrüstung ist vorhanden.
Schloss Boymont
Auf einem waldigen Felsrücken oberhalb der Eppaner Fraktion Missian und unweit von Burg Hocheppan liegt Schloss Boymont. Zusammen mit dem zum Hotel umgebauten Schloss Korb bilden die drei Anlagen das „Eppaner Burgendreieck“. Boymont wurde um 1235 vermutlich von den Grafen von Eppan erbaut, die sie als Lehen an die Familie von Boymont weitergaben. Das Schloss hatte keinerlei Verteidigungszwecke und war daher als Wohnburg gebaut worden, mit einem im Mittelalter untypischen rechteckigen Grundriss. Die Ringmauer zieren dreibögige Fenster, die Triforien. Über dem Eingang befindet sich die Burgkapelle, der Hauptturm im Nordosten kann bestiegen werden. Um 1400 wohnte ein gewisser Ulrich Kässler auf Burg Boymont, ein Sekretär Herzog Friedrichs „mit der leeren Tasche“. Kässler heiratete im Jahr 1413 Barbara von Boymont. 1425 brannte die Burg nieder. Vermutungen gehen in Richtung Brandstiftung aufgrund eines Erbschaftsstreites. Von da an war das Gemäuer dem Verfall überlassen; da sie nicht mehr aufgebaut wurde, blieb die romanische Anlage aus der Ursprungszeit erhalten. Heute ist die Ruine renoviert und konsolidiert und im Besitz der Eigentümer von Schloss Korb: Fritz Dellago ließ Burg Boymont 1977 restaurieren. Im Innenhof bietet eine Burgschenke Getränke und traditionelle Gerichte an.
Beide Burgen sind durch Wanderwege erschlossen und sind gerade im Spätsommer und im Herbst ein lohnendes Ausflugsziel. [Sibylle Finatzer]
BURGKAPELLE HOCHEPPAN
Führungen um 11, 12, 13, 14, 15 und 16 Uhr in deutscher, italienischer und englischer Sprache:
- im September täglich außer mittwochs
- im Oktober jeden Tag.
Gruppensonderführungen jeden Tag auf Anfrage möglich. Nähere Informationen im Tourismusverein Eppan,
BURGSCHENKE HOCHEPPAN
Öffnungszeiten während der Sommersaison: täglich von 10 bis 18 Uhr, Mittwoch Ruhetag, abends auf Anfrage, im Oktober kein Ruhetag
Informationen und Reservierungen: bei Wirtin Anni, 333 6698212
BOGENPARCOURS HOCHEPPAN
Öffnungszeiten: täglich außer mittwochs (Oktober kein Ruhetag)
Auskünfte:
BURGSCHENKE BOYMONT
Öffnungszeiten: von 11 bis 17 Uhr, Montag Ruhetag, geschlossen ab Anfang November 2020
Informationen und Reservierungen: 0471 63 60 00,