40 Jahre Naturpark Trudner Horn
Klein, aber oho – der südlichste Naturpark Südtirols hat viel zu bieten
Im Jahr 1980 stieß die Errichtung eines Naturparks im Süden Südtirols bei einem Großteil der Bevölkerung auf Ablehnung. Vor allem im kleinen, 700 Einwohner zählenden Bergdorf Truden, das vollständig inmitten des Parks liegt.
Zu groß war die Befürchtung, dass die seit Jahrhunderten bestehende Nutzung des Waldes durch restriktive Regelungen stark eingeschränkt werden würde. Die Sorgen waren zu einem großen Teil unbegründet. Nach 40 Jahren präsentiert sich der Naturpark als Kleinod unter Südtirols Schutzgebieten: Er liegt vollständig unter einer Meereshöhe von 2.000 Metern und ist daher auch der artenreichste in Südtirol. Die Tourismusbranche hat das Potential der Naturparks längst erkannt und wirbt mit einer intakten Natur abseits der großen Touristenströme. Die Akzeptanz bei den Einheimischen ist hoch, sie darf den Wald weiterhin in einem vertretbaren Rahmen nutzen und profitiert vom Wandertourismus. Seit 2000 gibt es ein Naturparkhaus in Truden, das sich großen Interesses erfreut. Und nicht zuletzt hat die Gemeindeverwaltung dem Naturpark ein Denkmal gesetzt, indem sie sich seinen Namen einverleibt hat: Seit 2007 heißt die Gemeinde offiziell „Truden im Naturpark“.
40-Jahr-Feier am 30. August
In der Einladung zur Feier steht zu lesen, das Ziel des Naturparks sei damals wie heute „die Bewahrung einer einzigartigen Landschaft und Artenvielfalt für Gegenwart und Zukunft. […] Der Naturpark reicht als einziger bis in die submediterrane Vegetationsstufe hinunter, eine naturkundliche Kostbarkeit für Südtirol“. Trotz Corona möchte man in Truden das Jubiläum des Naturparks feierlich begehen, mit Einbindung der Bevölkerung und der Vereine. In der alten Elevatormühle, die sich im Inneren des Naturparkhauses befindet, soll Mehl gemahlen werden.
Naturparkhaus Trudner Horn
Überhaupt ist die Elevatormühle das Herzstück des Hauses. Sie ist mehr als ist drei Stockwerke hoch und einzigartig in Südtirol – elektrisch betrieben und noch voll funktionsfähig. Das Mehl, das hier in den Sommermonaten bei den Getreidemahltagen gemahlen wird, wird auch weiterverarbeitet: Im traditionellen Holzbackofen direkt am Naturparkhaus wird wie zu Großmutters Zeiten Brot gebacken und auch verkostet.
Einen nicht unerheblichen Anteil am „Erfolgsmodell Naturpark“ in Truden hat Ivan Plasinger, der Leiter des Naturparkhauses seit seiner Eröffnung und ein rühriger Macher. „Am Anfang war die Arbeit hier nicht so einfach“, sagt Plasinger. „Mittlerweile jedoch arbeiten wir wirklich sehr gut mit der Gemeindeverwaltung, den Forststationen Kaltenbrunn und Neumarkt und der Talgemeinschaft Fleims, der ,Magnifica Comunitàʻ zusammen.“ In den Jahren seit seiner Gründung sind im Naturpark zahlreiche Erhebungen gemacht worden, so z.B. zum Auerwild.
Tausend Besucher im Monat
Besonders stolz jedoch ist Ivan Plasinger auf die Besucherzahlen: „In den letzten Jahren hatten wir hier immer an die tausend Besucher im Monat und – was mich am meisten freut – nicht nur Touristen, sondern sehr viele Südtiroler. Seit Corona ist es natürlich ein bisschen anders. An die 70 Prozent weniger Besucher hatten wir heuer.“ Am meisten Spaß macht Plasinger die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Sein nächstes Projekt: eine Art „Ökoschule“. An drei Wochentagen sollten die Kinder, von der fünften Klasse bis zur zweiten Klasse der Mittelschule – ähnlich der Erlebnisschule in Langtaufers – die drei Hauptthemen Biodiversität, Wald und Wasser kennenlernen. „Dabei sind mir drei Zugangswege wichtig: Natur, Kultur und Kunst“, sagt Plasinger. Zuzutrauen ist ihm die Realisierung dieses ambitionierten Projektes allemal.
[Sibylle Finatzer]
NATURPARK TRUDNER HORN
Fläche: 6.871 m².
Gemeinden: Altrei, Montan, Neumarkt, Salurn, Truden.
Gegründet: 1980.
DAUERAUSSTELLUNG
Naturparkhaus Truden (im Bild) – „Eine sichtbare und eine verborgene Zeit“
Am Kofl 2, 0471 869247,
Öffnungszeiten: dienstags bis samstags, von 9.30 bis 12.30 Uhr und von 14.30 bis 18 Uhr. Im August und September auch sonntags geöffnet.
Kindernachmittage, geführte Wanderungen, Brotbacktage u.v.m.
INFOSTELLE GFRILL
Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags, jeweils von 8.30 bis 18 Uhr.