Brass Band Überetsch: Mit Pauken und Trompeten
Die Symbiose Blech und Schlagwerk – facettenreich, faszinierend, furios
Im Jahr 2005 gründete Hans Finatzer, Posaunist, Musikpädagoge, Komponist und Kapellmeister aus Truden, das „Blechbläserensemble Überetsch“ mit vier Posaunen, vier Trompeten, Horn und Tuba. Doch der Wunsch, daraus eine Brassband zu machen, war alsbald da. 2008 wurde schließlich die Brass Band Überetsch geboren.
„Brassbands entstanden in den englischen Kohlebergwerksgebieten des 19. Jahrhunderts, als eine Art Reha-Maßnahme für die Arbeiter parallel zum Umbruch der englischen Militärkapellen“, führt Julius Michael Waldner aus. Der Bozner Wirtschaftsingenieur und Posaunist steht der Brass Band Überetsch seit 2019 als Obmann vor.
„Die Fabriksbesitzer begannen, diese Brassbands zu finanzieren, und die Werkskapellen traten schon bald in einen Wettstreit miteinander, in dem es um die Ehre der Fabriken ging.“ Im Gespräch mit Waldner wird schnell deutlich, dass die „Blechkapelle“, so die wörtliche Übersetzung aus dem Englischen, eine Herzensangelegenheit ist.
Herr Waldner, was ist das Faszinierende an einer Brassband?
Elementar ist zunächst einmal die Begeisterung dafür, Musik zu machen. Unsere Musiker sind hauptsächlich Mitglieder in verschiedenen Musikkapellen des Überetsch und der umliegenden Gemeinden. Dort wird ein ganz anderes Repertoire als in der Brass Band gespielt. Es ist also schon eine große Herausforderung, sich dem Niveau der Brassband-Stücke zu stellen. Aber obwohl die Brass Band Überetsch zum allergrößten Teil aus Amateurmusikern besteht, ist die Motivation mit Händen zu greifen. Jeder spornt den anderen an, keiner steht zurück und holt das Beste aus sich und seinem Instrument heraus. So etwas ist unglaublich toll, auch für uns Handvoll Profimusiker in der Brass Band Überetsch.
Wie kann man sich die typische Besetzung einer Brassband vorstellen?
Klassischerweise besteht eine Brassband aus 30 bis 35 Musikern, alles Blechbläser und Schlagzeuger. Dazu ist zu sagen, dass bei Wettbewerben die Höchstzahl an 35 Musikern inklusive Schlagzeugern und Dirigent zugelassen ist. Danach richten sich die meisten Brassbands, auch wir. Instrumentenmäßig sind Kornette, Flügelhörner, Althörner, Baritone, Euphonien, Posaunen und Tuben vertreten.
Also eine Männerdomäne?
Ja, in der Hauptsache schon. Blechblasinstrumente werden in der Mehrheit von den Herren bevorzugt. Aber Damen sind natürlich auch bei uns willkommen. Sie sind eher in den hohen Blechblasregistern zu finden. Wir hatten in den letzten Jahren immer zwei bis drei Musikerinnen in unseren Reihen, heuer sind es Sandra Cottini am Flügelhorn und Amanda Polito am Althorn.
À propos Wettbewerbe: Die Brass Band Überetsch hat sich dieser Herausforderung auch schon gestellt.
Richtig! Im November 2019 fand in Sterzing die Italienmeisterschaft der Brassbands statt, da durfte die Brass Band Überetsch natürlich nicht fehlen. Wir haben den hervorragenden dritten Platz erspielt. In Anbetracht der Tatsache, dass wir bis auf wenige Ausnahmen ja keine Profis sind, ist das schon gewaltig. Und nach der Meisterschaft ist bekanntlich vor der Meisterschaft. Wenn 2021 die nächste Ausgabe ansteht, werden wir wieder dabei sein!
Wie hat sich Corona auf die Brass Band Überetsch ausgewirkt?
Corona hatte zum Glück keine so schwerwiegenden Auswirkungen auf unser Tätigkeitsjahr. Wir haben ja jedes Jahr im Herbst eine Projektphase mit ein bis drei Konzerten oder einem Wettbewerb, je nachdem. Wir haben mit unseren Proben für das heurige Konzert also wie üblich im August begonnen, diesmal im Freien und unter Einhaltung aller notwendigen Maßnahmen zum Schutz unserer Musiker. Auffallend war die Freude unserer Leute, endlich wieder spielen zu dürfen. Wir sind schon extrem motiviert und brennen darauf, wieder konzertieren zu dürfen.
Worauf dürfen sich die Zuhörer heuer freuen?
Wir spielen heuer ein etwas an Corona angepasstes Programm. Das heißt, dass wir uns zu den Proben keinen Gastreferenten und zum Konzert keinen Gastsolisten eingeladen haben, aus den bekannten Gründen. Das heißt aber nicht, dass das Programm weniger spektakulär sein wird. Es wird querbeet ein typisches Brassband-Konzert sein. Ein Highlight ist sicherlich das Stück „Extreme Makeover“ von Johan de Meji, ein sehr schwieriges Stück, das international bei Wettbewerben gespielt wird. Weiters wird das Stück „Apollon“ aus der Feder unseres Baritonisten Daniel Pupp uraufgeführt. Mehr verrate ich nicht – wer uns hören will, muss kommen!
[Sibylle Finatzer]
BRASS BAND ÜBERETSCH
Leitung: Hans Finatzer
Obmann: Julius Michael Waldner
Konzert: am Samstag, 7. November, 20 Uhr, im Kultursaal von St. Michael/Eppan
Infos und/oder Reservierung der Sitzplätze: Facebook „Brassband Überetsch“ oder 335 6194377.
Maximal 150 Zuhörer.
Eintrittspreis: 10 Euro.