Einfach nur Blech? Natürlich nicht!
Bozen Brass Ensemble: virtuos, spielfreudig, immer wieder neu und überraschend
George Bernard Shaw meinte einmal etwas zynisch: „Das Schädliche an den Blechinstrumenten liegt in der Tatsache, dass sie die Lungen stärken und damit das Leben der Musikanten verlängern.“ Damit scheint er recht zu haben – jedoch im positiven Sinne. Seit 30 Jahren begeistert Bozen Brass mit seiner Musik.
Um George Bernard Shaw etwas entgegenzuhalten – dass das Spielen eines Blechblasinstrumentes das Leben verlängert, ist natürlich eine tolle Sache, denn: Je älter, desto besser! Dies sagt man bei uns guten Weinen nach. Mit dem Ensemble Bozen Brass scheint es jedenfalls ähnlich zu sein. Seit 1989 steht Bozen Brass für virtuoses, feines Blechbläserspiel. Ihr Erfolgsrezept? „Jeder bringt sich selbst, bringt etwas Eigenes in die Gruppe mit ein.“ Daraus ergibt sich eine unerschöpfliche Bandbreite im Repertoire quer durch verschiedenste Stilrichtungen, festliche Barockmusik, virtuose Klassik, große dramatische Oper, verspielte Chansons, Musical, Country, Oberkrainer und alpine Volksmusik, Jazz, Pop und Rock – alles verarbeitet Bozen Brass zu seinem ganz eigenen Mix.
30 Jahre Bühnenpräsenz sind in der Musikbranche beileibe keine Selbstverständlichkeit. Wie hat es Bozen Brass geschafft, in all dieser Zeit erfolgreich zu sein?
Wir sind als klassisches Blechbläserquintett gestartet und haben zunächst die gängige Literatur gespielt, bei ungefähr 30 Auftritten pro Jahr. Die Südtiroler sind allerdings im Allgemeinen so, dass sie sagen: Die habe ich schon einmal gehört, da gehe ich nicht mehr hin. Und wenn man heutzutage einfach mit dem Notenständer auf der Bühne steht, dann reißt das keinen mehr vom Hocker. Es gibt sehr viele gute Ensembles, da muss man sich schon abheben. Die Besetzung hat sich über die Jahre etwas verändert, aus den verschiedensten Gründen heraus. Besonders erinnern möchten wir an unseren Posaunisten Stefan Mahlknecht, den wir bei einem Flugzeugabsturz verloren haben. Heute sind wir sechs Musiker, die sich alle einbringen möchten. Jeder will seine eigenen Seiten und Talente zur Geltung bringen. Das versuchen wir zu nutzen. Außer dem Hauptinstrument spielen wir auch viele andere, und wir singen auch. Das kommt bei den Leuten schon sehr gut an.
Wie habt ihr denn euer Jubiläum gefeiert?
Eigentlich gar nicht groß. RAI Südtirol hat uns im Vorjahr in ihrem Format „Musigzeit“ ein Porträt gewidmet. Das hat Spaß gemacht. Ansonsten haben wir ein neues Programm ausgearbeitet, „La Montanara“. Damit sind wir heuer unterwegs. Das Publikum darf ruhig gespannt sein. Wir lassen Gitarre, Akkordeon, steirische Harmonika und Melodika erklingen, und Schlagzeug spielen wir auch. Außerdem wird gesungen und getanzt.
Das klingt nach ordentlich Arbeit. Wie geht ihr denn vor, wenn ihr ein neues Programm ausarbeitet?
Wir haben mit Robert Neumair, unserem Trompeter, einen hervorragenden Arrangeur. Er setzt unsere Ideen notentechnisch um. Zunächst einmal wird natürlich sehr viel geübt. Jeder muss seine Stücke einstudieren und auswendig lernen. Dann folgt meist eine oft mehrwöchige Probenphase, bis alles sitzt. Das Tolle ist, dass alle Stilrichtungen Platz finden. Wir sind für alles offen. Outfit, Choreografien, Mimik – jedem fällt immer mal wieder etwas Neues ein. Das wird dann ausgetüftelt und aufeinander abgestimmt. Ja, ein bisschen Arbeit ist schon dahinter…
Wo kann man Bozen Brass denn live erleben?
Wir sind heuer etwas mehr im Ausland unterwegs. Besonders freuen wir uns auf das „Musikprob Brass Festival“ im Allgäu im Juni und den „Sauerlandherbst“, ein Brassfestival im Oktober im Sauerland. In Südtirol sind wir am 2. August auf Schloss Prösels zu hören.
[Sibylle Finatzer]
BOZEN BRASS - DIE BESETZUNG
Manuel Goller – Trompete, Robert Neumair – Arrangements, Trompete und diverse Instrumente, Toni Pichler – Tuba, Benjamin Premstaller, Norbert Fink - Horn, Martin Psaier – Posaune, Anton Ludwig Wilhalm – Trompete.
Alle Musiker verfügen über eine solide musikalische Ausbildung an Musikhochschulen im In- und Ausland, gepaart mit viel praktischer Spielerfahrung in internationalen Orchestern und Ensembles.
Programme: „Colors“, „Black or White“, „Sendepause“, aktuelles Programm „La Montanara“.