Landkino in Südtirol: der Filmtreff Kaltern
Von der Herausforderung, ein kleines Kino in Südtirol erfolgreich zu führen
Südtirol hat sich in den letzten Jahren als Filmdestination etabliert, was Drehorte und Filmproduktionen betrifft. Doch wie sieht es mit den Kinos aus? Von den ehemals zahlreichen Landkinos mussten die meisten zwischen den 1970-er und 1990-er Jahren schließen.
Mittlerweile gibt es in Südtirol nur mehr ein einziges, echtes Landkino: den Filmtreff in Kaltern. Dort betreibt der Verein „Filmtreff Kaltern“ seit 2011 einen Kinosaal im umgebauten Bahnhof der ehemaligen Überetscher Bahn. Bereits 1911 fand die erste öffentliche Vorführung eines Films im neuen „Kinematographentheater“ statt, trotz Widerstandes des damaligen Gemeinderates. Diese über 80-jährige Geschichte sollte 1992 enden, als das von der Familie Cronst geführte private Laurin-Kino nach vierzig Jahren seine Tore schloss.
Kino im Bahnhof
Doch der im selben Jahr gegründete Verein „Filmtreff Kaltern“ tat alles, um dem Kino in Kaltern ein Weiterleben zu ermöglichen und um die Tradition des Landkinos aufrecht zu erhalten. Mit Unterstützung der Gemeinde Kaltern wurde der große Saal im Vereinshaus für Filmvorführungen adaptiert. Am 13. Dezember 1992 führte der Filmtreff Kaltern seinen ersten Kinofilm vor. Im Vereinshaus waren die Bedingungen für einen regelmäßigen und vor allem akustisch-technisch einwandfreien Kinobetrieb nicht gegeben. Trotzdem fanden die Filmvorführungen bis 2010 dort statt.
Nach einer langen Zeit des Verhandelns, Planens, Organisierens, Bauens und Einrichtens wurde das alte Bahnhofsgebäude in Kaltern sorgfältig restauriert und den neuen Bedürfnissen angepasst. Modernste Kinotechnik bietet seitdem Kinogenuss für Groß und Klein.
Herausforderungen
Die Vorsitzende des Filmtreffs Kaltern, Helene Christanell, erklärt, warum ein Landkino mit gänzlich anderen Voraussetzungen zurechtkommen muss als die großen Kinoketten in Südtirols Hauptstadt: „Wir führen Filme an maximal vier Tagen pro Woche vor, normalerweise sind es drei. Das Einzugsgebiet müssen wir uns mit den großen Kinos in Bozen teilen. Das Kino an allen Wochentagen zu öffnen, dafür ist der Aufwand zu groß.“ An der Kasse arbeiten nur ehrenamtliche Mitarbeiter des Vereins, darauf ist die Vorsitzende besonders stolz: „Wir haben seit 2011 ein organisatorisches Konzept. Jeder Mitarbeiter hat ungefähr zwei- bis dreimal im Monat Dienst, auch am Wochenende. Die Tatsache, dass sich viele freiwillig dazu melden, zeigt, wie sehr unsere Mitglieder hinter dem Kino in Kaltern stehen.“ Und Christanell zählt weitere Aspekte auf: „Das Essentielle ist natürlich das Kinoprogramm. Filmpremieren finden bei uns selten statt, denn die Verleiher machen dazu Vorgaben, die für uns nicht machbar sind. Doch es kann auch von Vorteil sein, nicht die ersten zu sein. Unser Publikum ist generell geduldig und kann auch warten, bis wir die Filme zeigen können. In der Regel ist das drei, vier Wochen nach der Premiere der Fall.“
Der Erfolg gibt den Kinomachern recht: Mit weiteren Maßnahmen wie dem wichtigen Standbein Kinderkino und günstigen Preisen für Familien war es das Ziel des Vereins, die Besucherzahl von 10.000 pro Jahr zu erreichen. Die Vorgabe wurde seit Bestehen des Vereins sukzessive erreicht. In den Jahren 2017 bis 2019 zählte man an die zwölftausend Kinobesucher im Jahr. Die Coronakrise hat diese Entwicklung natürlich eingebremst.
Blick in die Zukunft
Überhaupt, Corona. Der Filmtreff Kaltern hat als erstes Kino landesweit nach dem Lockdown im Juli seine Vorführtätigkeit wieder aufgenommen. „Wir wollten dem Publikum Sicherheit geben und gleichzeitig etwas bieten“, sagt Christanell. „Der Sommer ist normalerweise keine Kinozeit, und man merkte auch, dass die Leute das Angebot eher zurückhaltend angenommen haben. Auch das Wetter spielte nicht immer mit. Trotzdem hatten wir an die 25 Besucher pro Vorführung, unter Einhaltung all der notwendigen Maßnahmen.“
Trotz der momentan schwierigen Situation blickt der Filmtreff Kaltern mit verhaltenem Optimismus in die Zukunft: „Ich war gerade beim Filmfestival in Venedig“, erzählt Helene Christanell. „Dort war durchaus Aufbruchstimmung zu verspüren. Auch wir im Verein pflegen eine sehr gute Zusammenarbeit. Wir haben Wege und Inhalte gefunden, hinter denen wir stehen können.“
[Sibylle Finatzer]
PROGRAMM FILMTREFF KALTERN
Filmvorführungen regelmäßig am Freitag, Samstag und Sonntag.
Filme für alle Altersgruppen: Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Senioren.
An ein bis zwei Donnerstagen im Monat Filme in italienischer Sprache und manchmal auch Filme in Originalfassung mit Untertiteln.
Einladung von Filmemachern, die ihre Filme selbst präsentieren.