Überetsch und Etschtal: musikalische Pflaster
Der Werdegang der Musikschulen von den Anfängen in St. Michael bis heute
Das Institut für Musikerziehung wurde im Jahre 1977 mit einem eigenen Landesgesetz (LG. Nr. 25/1977) als autonome Körperschaft des Landes errichtet. Bereits drei Jahre vorher gab es in St. Michael/Eppan die ersten öffentlichen Musikkurse, die vom Südtiroler Kulturinstitut ins Leben gerufen worden waren. Seit 1974 ist die Musikschule beständig gewachsen.
Den ersten Sitz hatte die Musikschule Eppan im ehemaligen Widum am Michaelsplatz, in unmittelbarer Nachbarschaft zum heutigen Jugendtreff Jump. „Wir hatten anfangs natürlich nur wenige Schüler und eine Handvoll Lehrer“, erinnert sich der erste Direktor, Konrad Ellemunter. „Aber wir waren idealistisch.“ Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Vor allem die Musikkapellen im Überetsch freuten sich über ausgebildeten Nachwuchs. Der damalige Kapellmeister der Bürgerkapelle St. Michael, Arnold Dellagiacoma, sein Obmann und gleichzeitiger Gemeindereferent Robert Meraner sowie Walter Danay waren denn auch die treibenden Kräfte, als es darum ging, eine neue Bleibe für die stetig wachsende Musikschule zu finden.
Musikschule Eppan
Zunächst zog man ins ehemalige Rathaus, das lange auch die italienische Schule beherbergte (heute Kindertagesstätte und Elki am Michaelsplatz). Von 1979 bis 1996 war die Musikschule in der Mittelschule untergebracht, wo man sich sehr wohlfühlte, wie Ellemunter betont. „Das einzig Umständliche war, dass wir abends immer alles wieder aus- und wegräumen mussten, weil die Klassen ja am nächsten Tag von den Mittelschülern gebraucht wurden“, schmunzelt Ellemunter.
Auf Ellemunter folgte Linde Dietz Lippisch als Direktorin, die alles daransetzte, die ständige Platznot einer endgültigen Lösung zuzuführen. 2006 konnte die Musikschule Eppan in das ehemalige Dominikanerkloster in St. Michael einziehen. Hier gab es genug Räumlichkeiten für alle Bedürfnisse. Der ehemalige „Palazzo Ferrari“, ein lang gezogener Ansitz mit Stuckdecken, Holztäfelungen und einer Rundbogenloggia, gehörte verschiedenen Adelsfamilien und zuletzt Dr. Josef von Ferrari, der den Palazzo 1881 an die Dominikaner aus Graz verkaufte. Die Grazer Patres mussten im Faschismus das Kloster an die lombardische Dominikanerprovinz übergeben; sodann gelangte es in den Besitz der Gemeinde Eppan. Die Musikschule Eppan ist heute nach Leonhard von Call benannt, der 1767 in St. Pauls geboren wurde und zu seiner Zeit ein beliebter Komponist war.
Musikschule Kaltern
In Kaltern fanden die ersten Musikkurse im Erdgeschoss des Vereinshauses statt, später zog man ins Alte Spital am Marktplatz. Der Organist Albert Kofler war einer der Pioniere dieser frühen Zeit. Auch in Kaltern waren die Anfänge bescheiden, es gab ja nur wenige Berufsmusiker, die unterrichten konnten. Heute ist die Musikschule im ehemaligen Doktorhaus am Marktplatz untergebracht und trägt den Namen eines bekannten Kalterer Violinisten: Mathias Alban. Dieser war ein bedeutender Vertreter der Tiroler Geigenbauschule und wurde 1634 in St. Nikolaus in Kaltern geboren.
Musikschule Überetsch/Mittleres Etschtal
Im Jahre 2009 wurden die Schulstellen Eppan, Kaltern sowie Terlan und Mölten unter der Führung von Direktor Armand Mair zusammengelegt; seit diesem Zeitpunkt heißt die Schule „Musikschule Überetsch/Mittleres Etschtal“. Ihr Einzugsgebiet reicht von Mölten über Terlan, Gargazon, Nals, Andrian, allen Eppaner und Kalterer Fraktionen bis an den Kalterer See. Sie ist zu einem wichtigen kulturellen Treff- und Bezugspunkt im Überetsch geworden, unterhält Partnerschaften mit deutschen und österreichischen Musikschulen und Kooperationen mit den Konservatorien von Trient und Bozen und weiteren Institutionen. Alljährlich räumen Schülerinnen und Schüler Preise bei „Prima la musica“ und anderen bekannten Wettbewerben ab. Die Schule wird seit 2017 von Konrad Pichler geführt und ist eine von 17 Musikschuldirektionen des Landes.
[Sibylle Finatzer]
MUSIKSCHULE ÜBERETSCH/MITTLERES ETSCHTAL
Schulstellen Eppan, Kaltern, Terlan und Mölten.
Schuljahr 2019/2020:
- knapp 1.380 Schüler
- 60 Lehrpersonen
- 25 Instrumental-, Vokal- und allgemeinbildende Fächer, Band-, Orchester- und Ensemblearbeit.