Papperlapapp: Ein Ort zum Entfalten
Offene Jugendarbeit in Bozen seit fast 30 Jahren
Im Schatten des Doms Maria Himmelfahrt, im Herzen von Bozen, befindet sich eines der größten Jugendzenten Südtirols: Das „papperlapapp“.
Seit 1992 versteht sich das „papperla“, wie es von den meisten genannt wird, als Schmiede der offenen Jugendarbeit. Junge Menschen zwischen 14 und 20 Jahren können hier an Projekten teilnehmen, Musik machen oder einfach nur abhängen.
Das papperlapapp wurde im April 1992 als Initiative verschiedener Jugendlicher gegründet, die sich einen Jugendtreff wünschten. Entstanden ist ein „Ort zum Chillen, Spielen, Sport treiben, Quatschen und allem, was Jugendlichen sonst noch so Spaß macht“, wie es auf der Homepage des Jugendzentrums heißt. Seit der Gründung ist noch ein zweiter Standort dazu gekommen: 2008 wurde gemeinsam mit der italienischsprachigen Kinder- und Jugendeinrichtung „Arci ragazzi“ der „PIPPO.food.chill.stage“ gegründet. Heute ist der PIPPO einer der wenigen Orte in Bozen, an dem noch Veranstaltungen mit Live-Musik in größerem Stil organisiert werden – zumindest war das vor Corona so.
Junge Menschen ein Stück weit begleiten
Im papperlapapp arbeitet ein neunköpfiges Team, Großteils Sozialpädagogen. Die Vision des papperlapapp-Teams ist es, „junge Menschen auf ihrem Weg hin zu aktiven und bewussten Bürgern und Menschen zu begleiten“, so Lauretta Rudat, zuständig für Projektkoordination und Kommunikation. Im Rahmen der angebotenen Projekte haben Jugendliche die Möglichkeit, sich selbst und ihre Potenziale kennenzulernen. Das Angebot ist vielfältig und bietet für Jugendliche mit verschiedenen Interessen und Bedürfnissen Anknüpfungspunkte. Wer einfach nur einen Raum sucht, um seine Freizeit zu verbringen, findet diesen ebenso wie jemand, der einen Raum für Musikproben braucht. Neben den Räumlichkeiten gibt es aber auch viele Projekte zum Mitmachen und Erfahrungen sammeln.
Projekte als Nährboden für persönliches Wachstum
„Wenn du als achtzehnjähriger mit einer Gruppe von acht Leuten in den Bergen unterwegs bist, du bekommst die Landkarte in die Hand gedrückt und du musst die Gruppe zum Ziel zu bringen, dann ist das eine echte Verantwortung“, erzählt Rudat vom Projekt ExPEERience. Das Projekt ist ein Ausbildungsformat, bei dem Jugendliche grundlegende Kenntnisse zum authentischen Begleiten und Leiten von Gruppen lernen. Dabei steht Persönlichkeitsentwicklung und Selbsterfahrung im Zentrum.
Selbstwirksamkeit, also Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln, sei ein essenzieller Aspekt der Projekte, so Rudat. Das Gefühl, etwas zu bewirken und Verantwortung für sich selbst, für eine Gruppe oder für ein Projekt zu tragen, sei eine wichtige Erfahrung auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Wenn die Konsequenzen des eigenen Handelns selbst getragen werden müssen, dann tue das gut, weil das heißt, gesehen zu werden. Jugendliche seien sehr motiviert, wenn sie einen Sinn hinter ihrem Handeln sehen und merken, dass sie etwas bewirken können. Damit Jugendarbeit aber grundsätzlich funktionieren könne, sei viel Feingefühl von den Jugendarbeitern und viel Beziehungsarbeit erforderlich, erklärt Rudat die Arbeit des papperlapapp-Teams.
Das enge Gesellschaftskorsett verlassen
„Jugendliche werden von der Gesellschaft oft in ein enges Korsett gedrängt, in dem sie funktionieren sollen, ohne dass sie die Chance haben, sich selbst kennenzulernen“, beschreibt Rudat die Situation der Jugendlichen. Deswegen sei es wichtig, Orte zu haben, wo junge Menschen einfach mal sie selbst sein können, durchatmen und ausprobieren dürfen. Dazu gehören auch die Sommer- und Wintercamps, bei denen die Natur und die eigenen Grenzen kennengelernt werden sollen. Seine Grenzen austesten sei eine wichtige Erfahrung am Weg zum Erwachsenwerden. Im papperlapapp unterstützen die Sozialpädagogen und Jugendarbeiter die Jugendlichen dabei und sind auch da, wenn eine Grenze mal unüberwindbar scheint. Diese wertvolle Beziehungsarbeit, der Kern ihrer Tätigkeit, sei aber nicht immer sichtbar oder messbar.
[Nadine Mittempergher]
CORONA GUT ÜBERSTANDEN
Die Corona-Krise habe das papperlapapp unter anderem dank der Unterstützung des Dachverbandes der offenen Jugendarbeit Südtirol, „das Netz“, gut überstanden. Nach dem ersten Schock habe das Team mit Flexibilität und Kreativität die meisten laufenden Projekte weitergeführt. Das Projekt ExPEERience oder die Sprachlounge wurden beispielsweise online organisiert. Die Musical School hat statt den großen Aufführungen fünf Musikvideos auf dem YouTube-Channel des papperlapps herausgebracht. Andere Projekte, beispielsweise Reisen ins Ausland oder das Alkohol-Konsumpräventions-Projekt „All cool“, mussten verschoben oder ganz gestrichen werden.
Weitere Informationen
Homepage papperlapapp: https://www.papperla.net/?lang=de
Homepage „Das Netz“: https://www.netz.bz.it/
YouTube-Channel papperlapapp: https://www.14dd5266c70789bdc806364df4586335-gdprlock/channel/UC35oUN14-LSItUNN9mnIirw