Immer die, die singt
Margit Steiner über Authentizität im Popschlager
Durch Vanessa Mai, Helene Fischer & Co. ist der Schlager in den vergangenen Jahren auch hierzulande im Mainstream angekommen. Popschlager greift dabei inhaltlich die Themen des klassischen Schlagers auf und kombiniert diese mit den moderneren Klängen der Popmusik.
Doch es ist ein schmaler Grat zwischen Kitsch und Kult und wenig andere Genres sehen sich so häufig der Kritik ausgesetzt, bloß profane Musik zu produzieren. Die ausgebildete Sängerin Margit Steiner, 38 Jahre alt, hat vor einigen Jahren selbst den Popschlager für sich entdeckt. Dass das Genre klischeebehaftet ist, ist ihr durchaus bewusst und gerade deswegen versucht sie, mit Authentizität gegenzusteuern.
Woher rührt Ihre Leidenschaft für die Musik?
Ich bin in einer sehr musikalischen Familie großgeworden; bei Autofahrten haben wir gemeinsam gesungen und uns zu Hause Musicals angehört. Später sang ich in verschiedenen Chören und seit etwa zehn Jahren stehe ich als Solokünstlerin, mit meiner Band oder anderen Formationen auf der Bühne. Bald schon merkte ich, dass dieser Weg richtig für mich ist. Mein damaliger Gitarrist und heutiger Produzent Lorenzo Scrinzi hat mich schließlich dazu animiert, nicht bloß Popsongs zu covern, sondern eigene Lieder zu veröffentlichen.
„Immer die, die tanzt“ lautet der Titel Ihres ersten eigenen Songs, geschrieben von Martin Perkmann. Schreiben Sie Ihre Texte mittlerweile selbst?
Wir produzieren die Songtexte im Co-Writing und klar habe ich auch ein absolutes Mitspracherecht. Ich definiere mich in erster Linie aber als Sängerin und nicht als Singer-Songwriterin.
Im vergangenen Sommer haben Sie die Single „Lichtermeer“ veröffentlicht, die mit dem Vers „Ich bin gestrandet in meinem Alltag“ beginnt. Ist Musik für Sie auch ein wenig Alltagsverarbeitung?
Definitiv! Vor allem finde ich es auch faszinierend, dass sehr Persönliches durch Musik anderen zugänglich gemacht wird. Ich versuche authentisch ein Gefühlt zu transportieren, auch wenn es für manche Zuhörer nicht immer offensichtlich sein mag, was gemeint ist.
Fiel es Ihnen schwer, sich dem Publikum dermaßen zu öffnen?
Ein wenig schon, weil ich mich metaphorisch vor den Zuhörern entkleide, wenn ich diese Barriere überwinde. Ich gewähre Menschen einen Einblick in mein Inneres und das mache ich gerne. Aber ich musste mich aktiv damit auseinandersetzen, um an diesen Punkt zu gelangen. Doch wenn man jemanden wirklich erreichen will, darf man sich nicht hinter einer Fassade verstecken.
Wer Popschlager im Auto hört, lässt tendenziell die Fensterscheiben oben. Das Genre ist klischeebehaftet und wird oft mit Trivialität in Verbindung gebracht. Wie gehen Sie mit solchen Vorurteilen um?
Tatsächlich wurde ich mit solch klischeehaften Aussagen noch nie konfrontiert und die Resonanz des Publikums ist auch durchwegs positiv. Eine Plattenfirma ist an mich herangetreten und hat mich auf das Genre des Popschlagers aufmerksam gemacht; zunächst reagierte ich auch verhalten auf den Vorschlag, weil gerade der traditionelle Schlager häufig mit einem älteren Publikum in Verbindung gebracht wird. Doch mir wurde erklärt, dass diese Musikrichtung aktuell jünger wird und man sich auch mit eigenen Konzepten einbringen kann. Prinzipiell mache ich ausschließlich Musik, hinter der ich auch zu einhundert Prozent stehe; verbiegen möchte ich mich nie. Popmusik finde ich persönlich auch großartig, allerdings fühle ich mich im Popschlager sehr gut aufgehoben, weil ich meine stimmlichen Qualitäten vollumfänglich präsentieren kann. Gesangliche Vorbilder sind für mich in dem Zusammenhang sicherlich Beatrice Egli und Helene Fischer.
Sie arbeiteten als Grundschullehrerin und referierten zwölf Jahre lang an der Musical School Bozen...
... bis zu meiner Mutterschaft, ja! Außerdem bin ich Teil der Tanzfabrik, bei der Tanz-, aber auch Musicalkurse für Kinder und Jugendliche angeboten werden. Mein Wissen an sie weiterzugeben, zu sehen, wie sie in ihren Kostümen auf der Bühne stehen, aufgeregt, und dann die leuchtenden Augen, wenn das Publikum ihren Auftritt mit Applaus honoriert, ist großartig.
Margit Steiner, vor kurzem Mutter geworden, singt aktuell ausschließlich auf privaten Veranstaltungen. Online unter facebook.com/littlemaeggy werden mitunter zukünftige Konzerte angekündigt.
[Angelika Aichner]