Eine leichte Herangehensweise an das Thema Tod
Isabel Weis über ihr Buch „Oma Betty“ und ihr Leben als Kinderbuchautorin
Isabel Weis, 1993 geboren, ist der Meinung, dass Bücher die besten Zufluchtsorte für Menschen jeden Alters sind. Das Negative am Erwachsenwerden ist für sie, dass die Fantasie und die Leichtigkeit im Sein, die man als Kind hat, immer weiter verloren gehen. Dagegen gibt es nur ein Rezept: Lesen und Schreiben.
Warum schreiben Sie Kinderbücher?
Ich habe angefangen, Geschichten zu schreiben, als ich selbst noch ein Kind war. Mit ungefähr zwölf Jahren dachte ich, ich könnte einen Krimi schreiben – damals noch in ein leeres Heft mit der Hand. Am Ende war die Auflösung aber nicht sehr plausibel und sehr vorhersehbar, da habe ich gemerkt, dass ich bei meinen Kindergeschichten bleiben sollte. Damals schrieb ich, was ich gerne gelesen hätte, heute versuche ich, mich in junge Leseratten hineinzuversetzen. Grundsätzlich ist für mich das Lesen und das Schreiben wie das Flüchten aus dem grauen Alltag in eine bunte Welt – egal, wie alt man ist.
Worauf muss man beim Schreiben eines Kinderbuches besonders achten?
Wie bei jedem Genre muss man m. E. immer die Zielgruppe im Hinterkopf haben. Bei jungen Leser*innen ist es natürlich umso wichtiger, dass die Sprache angepasst wird, alles korrekt und verständlich geschrieben ist, weil es manchmal Leseanfänger sind. Das ist für mich auch die größte Herausforderung: nicht zu kompliziert zu schreiben. Dennoch sollte es spannend und unterhaltsam sein und am besten lehrreich und pädagogisch wertvoll.
Bei Oma Betty geht es ja um den Tod eines geliebten Menschen bzw. auch um das, was nach dem Tod kommt. Ein relativ schwieriges Thema, mit dem auch die Erwachsenen meist überfordert sind. Warum haben Sie dieses Thema gewählt?
Das Thema hat sich eigentlich spontan ergeben: Ich hatte die Idee dieses Lebens „danach“ im Himmel, als meine eigene Oma vor einigen Jahren verstorben ist. Ursprünglich hatte ich mir gar nicht überlegt, dass das Thema schwierig ist und mir einfach nur die Geschichte ausgedacht. Wichtig war dann, das Ganze kinderfreundlich und mit all den Eigenschaften, die ein Kinderbuch haben soll, zu verpacken. Die Handlung entspringt komplett meiner Fantasie und bestenfalls tröstet es Leser*innen, die einen geliebten Menschen verloren haben. Aber auch bevor man das erste Mal einen Trauerfall miterlebt, finde ich die Auseinandersetzung mit diesem Thema sinnvoll. Das Buch ist nicht traurig, eher witzig, unterhaltsam und spannend – eine leichte Herangehensweise an das Thema Tod.
Wie gestaltet sich bei Ihnen die Themenfindung oder generell der Entstehungsprozess?
Im Grunde fliegen mir unzählige Themen und Ideen zu, entweder durch persönliche Erlebnisse, Beobachtungen, im Traum oder einfach nur so. Die meisten verwerfe ich auch wieder, manche notiere ich mir und einige wenige arbeite ich dann aus.
Woher wissen Sie, dass das jeweilige Thema funktionieren könnte und nicht schon zu oft behandelt wurde?
Recherche. Das Angebot an Kinderbüchern ist immens, und natürlich besteht immer die Gefahr, dass ein Thema schon zu oft behandelt wurde. Aber das kann man im Vorhinein nicht sicher wissen. Wenn ich direkt ein Buch mit ähnlicher Handlung finde, dann lasse ich es bleiben. Fühlt sich eine Idee für mich individuell genug an, verfolge ich sie weiter.
Welche Leser*innen sind anspruchsvoller? Kinder oder Erwachsene?
Ich kann mir vorstellen, dass ein Kind eher ein Buch, das ihm nicht gefällt, einfach abbricht, obwohl es es noch nicht zu Ende gelesen hat. Erwachsene – ich eingeschlossen – tun das eher seltener.
Wie sind Ihre Pläne für die Zukunft? Dürfen wir uns über neue Kinderbücher freuen?
Ich hoffe doch! Ideen habe ich genug, und angefangene und fertige Manuskripte habe ich schon sehr viele. Das Schreiben und Herausgeben eines Buches ist ein langer Prozess – aufwändiger als die meisten glauben. Aber nun habe ich Blut geleckt und will auf jeden Fall noch mehr Kinderbücher veröffentlichen.
[Dominik Pazeller]