Kreativer Westen
Die Kunsthalle West wird 10 Jahre alt, und feiert!
Seit einer Dekade gibt es sie nun schon, die Kunsthalle West im Eurocenter in der Industriezone von Lana. Hier wird zeitgenössische Kunst gezeigt, mit einem besonderen Augenmerk auf die Schnittstelle zwischen regionalen und internationalen Positionen.
Viele spannende Geschichten beginnen im Stillen und ohne großen Anspruch auf Erfolg. So war es auch bei der Kunsthalle West. Alles begann 2012, als zwei Künstler eine Idee hatten. Ulrich Egger erinnert sich: „Damals hatten Arnold Mario Dall‘O und ich gerade unsere Ateliers im neuen Eurocenter in Lana bezogen. Es gab noch leere Räume und so haben wir den Besitzer Stahlbau Pichler gefragt, ob wir dort eine Ausstellung veranstalten dürfen. Die Schau hat zahlreiche Neugierige angezogen“. Das Projekt hatte Potential.
Ausstellungen das ganze Jahr
Der temporäre Ausstellungsraum entwickelte sich bald zu einem fixen Bestandteil der Südtiroler Kunst- und Kulturszene, mit bis zu sechs Ausstellungen pro Jahr. Es wurden renommierte Künstlerinnen und Künstler, Kuratorinnen und Kuratoren eingeladen und Kooperationen mit verschiedenen Kulturinstitutionen eingegangen. „Inzwischen haben wir fast alle Südtiroler Kunstschaffenden mindestens ein-, wenn nicht sogar zweimal ausgestellt. Wir schauen auch über die Landesgrenzen hinaus und zeigen Positionen aus dem restlichen Italien, Holland, Deutschland, Österreich und der Schweiz. Wir wollen Anknüpfungspunkte bieten, einen Ort für neue Ideen. Der künstlerische Austausch, das ist unser Ziel“, sagt Ulrich Egger, mittlerweile Präsident des Vereins der Kunsthalle.
Spannender Herbst
Am 16. September beginnt die neue Ausstellungssaison. Den Anfang macht die Mailänder Kuratorin Cristina Ciusa. Ihre Ausstellung trägt den Titel „Orizzonti possibili. Tra arte e crypto arte“. Prägend war für sie die erste Begegnung mit den Räumlichkeiten vor Ort: „Als ich zum ersten Mal in die Kunsthalle kam, schien mir, als hätte ich die Architektur in ihrer räumlichen Dimension als Kunstform in mich aufgenommen“. Die Schau präsentiert u.a. ein Werk des Bildhauers Francesco Ciusa von 1922, im Dialog mit einer interaktiven Leinwand, auf der Kinder ihre Spuren hinterlassen können. Das Publikum taucht ein in eine Welt aus realer und digitaler Kunst. Echte Werke treffen auf 3D-Technologie und NFTs, die ein neuartiges Metaversum erzeugen.
Aufregend geht’s weiter
Am 7. Oktober ist der römische Kurator Antonello Tolve an der Reihe. Mit „Points of View“ zeigt er acht Positionen verschiedenster Herkunft – geographisch wie künstlerisch: „Diese Künstler wagen eine Sichtweise auf die Welt, die nie global erschöpfend ist. Es handelt sich um eine Verschmelzung der Wahrnehmung mit der Kunst, der Kunst mit der Welt, mit den Strömen des Lebens.“ Die Kunst rührt am Nerv der Gesellschaft, arbeitet mit visuellen Blickwinkeln, in dem Bewusstsein, dass es keine Fakten gibt, sondern nur Interpretationen: Lichtpunkte, Fragen, die im Geiste des Betrachtenden durch intuitive Blitze Wurzeln schlagen und Gestalt annehmen. Es nehmen teil: Manuel Canelles, Pierpaolo Lista, Sabine Delafon, Silvia Hell, Nemanja Ladjic, H.H. Lim, Enrico Pulsoni und Narda Zapata.
[Adina Guarnieri]
Katalog „10 Jahre Kunsthalle West“
Zum runden Geburtstag der Kunsthalle ist im Athesia Verlag ein reich bebilderter Band erschienen, der auf 224 Seiten alle Ausstellungen der letzten 10 Jahre vereint. Reinschauen lohnt sich.