„Eine reizende und gesunde Gegend“
Eppan und seine Vorzüge: Buch zum Jubiläum „150 Jahre Tourismus in Eppan“
Das Gründungsjubiläum nahm der Tourismusverein Eppan heuer zum Anlass, ein Buch zur Tourismusgeschichte der Überetscher Gemeinde herauszugeben. Autor Martin Hanni zeichnet darin ein vielschichtiges, augenzwinkerndes Porträt des „klimatischen Kurorts“.
Heute wie vor 150 Jahren wird in Eppan „gebadet, gekraxelt, getrunken, gekurt, gewandert, gestritten, vermarktet, vermietet, bestellt, storniert, kassiert, verkalkuliert, entspannt und ausgespannt“, wie es Martin Hanni in seinem Vorwort bemerkt. Genauso vielfältig wie die Aktivitäten ist der „paradiesische“ Landstrich selber. Genau darum wollte Hanni keine klassische historische Abhandlung über 150 Jahre Tourismusgeschichte schreiben.
Herr Hanni, wie ist das Buch denn entstanden?
Zu Beginn fand ich es einigermaßen schwierig, eine inhaltliche Linie zu finden. Sobald man zu recherchieren beginnt, stößt man auf dermaßen viele interessante Nennungen in den unterschiedlichsten Quellen, in denen von Eppan die Rede ist, dass ich einfach beschloss, den jeweiligen Zeitgeist chronologisch einzufangen und die Geschichten wie eine Polonaise aneinanderzureihen, von den Anfängen der Gründung des „Kurvereins“ am 25. August 1872 bis in unsere Zeit. Ich hatte keinerlei Vorgaben von Seiten des Tourismusvereins und war daher frei im Schreiben. Alles in allem habe ich etwa ein halbes Jahr intensiv mit dem Eppaner Fremdenverkehr verbracht (lacht).
Welche Erfahrungen haben Sie persönlich mit dem Tourismus?
Mein Vater war Portier im Stroblhof im Eppaner Ortsteil Pigeno, und dort haben wir Kinder gelernt, dass man ein ordentliches Hochdeutsch sprechen muss, um verstanden zu werden (lacht). Wir hatten auch einige Fremdenzimmer zu Hause. Der Tourismus in seinen verschiedenen Ausprägungen hat mich interessiert, aber mehr aus kultureller Sicht. Früher haben sich Gäste und Gastgeber gegenseitig bereichert. Oft waren es Intellektuelle, die nach Eppan kamen und sich intensiv mit dem Landstrich auseinandersetzten, den sie besuchten – Eppan hat davon profitiert. Das Überetsch war ja eine Gegend mit eindeutigem bäuerlichen Touch, übrigens auch heute noch.
Was ist in Eppan anders, gemessen an anderen Tourismusdestinationen?
Meiner Meinung nach hat sich Eppan einen gewissen Qualitätstourismus bewahrt. Es besitzt ein europaweit einzigartiges Alleinstellungsmerkmal: die bemerkenswerte Dichte an Schlössern, Burgen, Ansitzen und Edelsitzen, dazu das milde Klima, die schöne Landschaft mit dem beherrschenden Gantkofel und seit Urzeiten schon der Weinanbau. Das gibt der Landschaft ein besonderes Flair, das schon die ersten „Fremmen“ zu genießen wussten. Auch für Reisende, die früher in Bozen oder in Gries urlaubten, gehörte ein Ausflug nach Eppan quasi zum Pflichtprogramm. Die Eislöcher, die Montiggler Seen, die gute Verköstigung in den Gasthöfen, das Logieren in den Ansitzen, das Flanieren in der Landschaft – all das war schon vor Jahrzehnten bekannt, auch dank umtriebiger Fremdenverkehrspioniere, die fleißig die Werbetrommel rührten. Die heutigen Hotspots waren sozusagen schon damals Hotspots. Nur als Beispiel dazu: In der Nachbargemeinde Kaltern – die ja gern beim Kurverein dabei gewesen wäre, aber bei der Gründung einfach außen vor gelassen wurde –, setzte man zum Beispiel im vorigen Jahrhundert lange Zeit auf den Bustourismus. Also Leute herkarren, alle im selben Hotel abladen, dann mit dem Bus wieder heimbringen. Das ist eine ganz andere Art von Tourismus. Das große kulturelle und historische Erbe birgt für Eppan aber auch Schwierigkeiten. Es ist nicht ganz einfach, es zu managen und mitzunehmen in den Tourismus der Zukunft.
[Sibylle Finatzer]
Martin Hanni ist in Eppan aufgewachsen, wohnt aber mittlerweile in Bozen und blickt milden Auges von außen auf seine Heimat. „Früher gab es ja fast nur schriftliche Quellen, die Reisenden waren bei ihrer Ankunft von der Schönheit ihrer Tourismusdestination überrascht. Heute kann man alle Bilder schon vorab im Internet konsumieren, und die sekundenschnellen Kommentare der Gäste treiben Touristikern den Angstschweiß auf die Stirn.“
„Auf dem Weg zum Paradiese…“
Der klimatische Kurort Eppan
Episoden über Land und Leute, erzählt von Martin Hanni. Der Autor hat in Innsbruck Geschichte studiert und arbeitet auch als Kulturvermittler und Filmemacher.
Folio Verlag, 192 Seiten, ISBN 978-3-85256-869-0
Führung durch St. Michael/Eppan, der Autor erzählt Anekdoten aus seinem
Buch dazu: 15. September, 29. September, 13. Oktober, jeweils um 14 Uhr
Info und Anmeldung: Tourismusverein Eppan, 0471 662206