Demokratische Kunst
Das Festival Asfaltart in Meran
Seit 16 Jahren belebt der Kunstverein Kallmünz mit dem Straßenkunstfestival das Zentrum von Meran. 2022 bespielen 24 Formationen aus dem In- und Ausland die Passerstadt, auch stehen Veranstaltungen in Schenna und Tirol auf dem Programm. Die künstlerische Leiterin Claudia Bellasi weiß mehr.
Das Festival dauert „nur“ drei Tage. Und die Vorbereitungen?
Wir arbeiten das ganze Jahr über am Programm. Das Organisationsteam – 14 Personen – trifft sich regelmäßig. Gleich nach dem Festival gönnen wir uns zwar eine kleine Pause, aber ab September sind mein Kollege Jordi Beltramo und ich bereits intensiv mit der nächsten Ausgabe beschäftigt. Dazu gehört auch, dass wir andere Straßenkunstfestivals besuchen, Kontakte knüpfen und uns Gedanken über potentielle Teilnehmerinnen und Teilnehmer machen.
Wie findet ihr eure Gäste?
Ich versuche, möglichst viele Premieren und sonstige Aufführungen zu sehen, um nach neuen Projekten Ausschau zu halten. Asfaltart ist mittlerweile bei der 16. Ausgabe angelangt und hat sich international etabliert. Die Künstlerinnen und Künstler schätzen unsere Organisation und die Location ist einfach toll, denn Meran scheint wie gemacht für diese Veranstaltung. Viele Gäste laden wir selbst ein, wir kriegen aber auch zahlreiche Anfragen, die von uns einzeln geprüft werden.
Wie fällt ihr eure Entscheidungen?
Über die Gäste entscheiden Jordi und ich gemeinsam. In der Straßenkunst gibt es viele Unterkategorien wie, z.B., die Pantomime, das Marionettentheater oder die Clownerie. Wir möchten jedes Genre mindestens ein Mal auf dem Programm zu haben. Auf diese Weise bieten wir dem Publikum ein breit gefächertes Spektrum. Wir wollen möglichst viele Menschen ansprechen, und das funktioniert am besten, wenn für jeden Geschmack was dabei ist.
Wie viel Arbeit steck hinter der Kunst?
Straßenkunst wird manchmal belächelt, aber wer in diesem Metier aktiv ist, hat oft eine professionelle Ausbildung absolviert. Es ist harte Arbeit, körperlich fordernd, und man muss viel trainieren. Dann kommen noch die Requisiten hinzu, die gepflegt und stets überarbeitet werden. Straßentheater erfordert Konzentration, denn viele Störfaktoren kann man nicht beeinflussen, im Gegenteil, man muss damit zurechtkommen und sie meistern.
Welche Bedeutung hat Straßenkunst im Stadtleben?
Sie belebt den öffentlichen Raum und führt Menschen zusammen. Es ist eine höchst demokratische Kunstform, alle sind willkommen und man kann ebenso weitergehen, falls das Dargebotene nicht gefällt. Es entsteht ein Gemeinschaftsgefühl, und das finde ich wichtig und schön. Aus diesem Grund setzt sich der Verein beim Gemeinderat für die Entbürokratisierung der Straßenkunst ein, damit sich Künstlerinnen und Künstler das ganze Jahr über präsentieren können. Die Stadt kann dadurch nur reicher werden, kulturell und sozial.
Wie viele helfende Hände habt ihr?
Wir haben mehr als hundert Freiwillige, die uns unterstützen, beim Infostand, beim Aufbau oder der Essensausgabe. Ohne sie gäbe es Asfaltart nicht. Wir haben aber auch der Bevölkerung von Meran viel zu verdanken, denn sie hat uns immer herzlich aufgenommen.
[Adina Guarnieri]
Claudia Bellasi (*1973, Mailand):
Zirkuspädagogin und Absolventin der Master Class Clownerie von Michel Dallaire in Berlin. Vor 17 Jahren zog sie nach Meran. Sie ist seit der ersten Ausgabe von Asfaltart als künstlerische Leiterin im Team.
Was: Straßenkunstfestival Asfaltart
Wann & wo: 24.–26.06.2022 Meran (23.06. Schenna, 27.06. Tirol)
Info und Programm: www.asfaltart.it