Tanz, Bozen, tanz!
Der Kurator von Tanz Bozen Emanuele Masi im Gespräch
„No Limits“: Vom 13. bis zum 29. Juli findet die diesjährige Ausgabe von Tanz Bozen statt. Die Ästhetik sich bewegender Körper, die symbiotische Verbindung von Tanz und Sport sowie die sieben Todsünden stehen dabei mitunter im Fokus.
Emanuele Masi, was treibt Sie als künstlerischen Leiter von Tanz Bozen an?
So wie ich es privat gerne mag, Gäste zum Abendessen zu empfangen, den Tisch zu decken und Köstlichkeiten zu kredenzen, so sehr mag ich es auch, für Publikum ein Festival mit einem umfangreichen, anregenden Programm zu organisieren. Natürlich beschränkt sich die Aufgabe eines Festivals nicht nur darauf, es sollte sich auch mit gegenwärtigen Themen auseinandersetzen und den Blick in die Zukunft richten. Meine Arbeit als Kurator besteht darin, verschiedene Ebenen zu konstruieren, um sowohl Zuschauer und Zuschauerinnen zufriedenzustellen, die nach direkten Reizen suchen, wie etwa die Schönheit und Ästhetik von sich bewegenden Körpern, als auch Inhalte bieten, die zur Reflexion anregen.
Die 38. Ausgabe von Tanz Bozen steht kurz bevor und thematisiert mitunter die sieben Todsünden. Inwiefern treffen diese den Zeitgeist?
Tanz Bozen 2022 erzählt von extremen Menschen und Gefühlen, im positiven wie auch im negativen Sinne. Ein Highlight wird gewiss der abschließende Abend des Ensembles Gauthier Dance am 29. Juli sein. Der namensgebende Direktor der Kompanie Eric Gauthier bat sieben der mitunter berühmtesten Choreografen und Choreografinnen darum, jeweils eine Todsünde auszuwählen und diese in ein kurzes Tanzstück zu verwandeln. So kreierte er ein atemberaubendes Spektakel. Außerdem, was ist anziehender als die Sünde?
Wofür steht der Slogan „No Limits“?
Es ist dies der Titel der heurigen Ausgabe des Festivals. Choreografen, Tänzer, aber auch Sportler, Akrobaten und Musiker lassen sich auf Performances ein, die ihre Körper über ihre Grenzen, über ihre eigene Belastbarkeit hinausführen. Nicht, weil sie sich einer simplen Herausforderung stellen möchten oder eitel sind; sie streben nach Tieferem: nach Schönheit, Perfektion oder dem Anhalten der Zeit.
Sport nimmt im Programm einen nicht unerheblichen Raum ein. Verstehen Sie Tanz und Sport als symbiotisch?
Absolut! Der Körper spielt in Tanz und Sport eine zentrale Rolle. In beiden Disziplinen ist es wichtig, die totale Kontrolle über seinen Körper zu haben – dies wissen sowohl Tänzer als auch Sportler. Im Gespräch mit ihnen stellt sich heraus, dass Schnelligkeit und Kraft nicht alles sind; Langsamkeit oder Beobachtungsgabe sind zum Beispiel fundamental. Eine Synthese davon ist beispielsweise das Gleichgewicht: eine Form des Stillstands, die viel mehr Anstrengung erfordert und viel mehr Bereiche des Gehirns aktiviert. Im Tanz gibt es dann noch ein weiteres Element: die Choreografie, die eine konzeptionelle und ästhetische Organisation der Bewegung ist.
In zwei Jahren feiert das Festival sein 40-jähriges Bestehen. Worauf darf sich das Publikum anlässlich dieses Meilensteins freuen?
Wir möchten, dass es ein großartiges Tanzfest wird, das die Liebe unserer Stadt zu dieser Kunstform feiert. Es werden Künstler und Künstlerinnen dabei sein, die unser Publikum bereits kennt und schätzt, aber auch bedeutende Namen, die noch nie in der Bozner Szene aufgetreten sind. Darüber hinaus wird die direkte Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger Grundlage dieses außergewöhnlichen Jubiläums sein: Wir wollen den Slogan „Bolzano, la città che danza“ wahr werden lassen.
[Angelika Aichner]
PROGRAMM
Zwischen Tanz und Sport, performative Kreaturen
Mittwoch, 13. Juli, 17.30 Uhr | Salewa Conference Hall
We, us and other games
Spellbound Contemporary Ballet | Uraufführung
Freitag, 15. Juli, 21 Uhr | Stadttheater, Studio
Le Secret des oiseaux
Rachid Ouramdane / Chaillot – Théâtre national de la Danse
Samstag, 16. Juli, 10.30 Uhr (ita), 11.30 Uhr (deu) und 12.30 Uhr (ita) | Stadttheater
Will you still love me tomorrow?
Matteo Maffesanti | Uraufführung
Freitag, 29. Juli, 18.30 Uhr | NOI Techpark
The Seven Sins
Gauthier Dance / Dance Company Theaterhaus Stuttgart
Freitag, 29. Juli, 21 Uhr | Stadttheater
Das vollständige Programm kann unter www.bolzanodanza.it eingesehen werden.