Neue Ausstellung in Hofers Pferdestall
Held:innen und mehr im Museum Passeier
„Eine angenehme Überraschung am Ende eines engen, hochalpinen Tals“, so beschreibt das European Museum Forum das Museum Passeier in St. Leonhard in Passeier. Im denkmalgeschützten, ehemaligen Stadel, in dem Andreas Hofer vor über 200 Jahren seine Pferde fütterte und ausmistete, wird aktuell die Ausstellung „Helden & Hofer“ gezeigt.
Der Sandhof ist den meisten Südtiroler:innen ein Begriff. Der denkmalgeschützte Geburts- und Wohnort von Andreas Hofer ist an und für sich schon eine Sehenswürdigkeit. In seinem ehemaligen Stadel beherbergt er aber auch noch das Museum Passeier, das für seine Ausstellungen für den European Museum Award nominiert wurde. Das Museum Passeier zeigt Ausstellungen zu verschiedenen Themen. „Der Parcours Helden & Hofer erzählt, wie aus dem bärtigen Wirt und Viehhändler Andreas Hofer ein Volksheld wurde“, beschreibt die Museumsleiterin Judith Schwarz die aktuelle Ausstellung.
Auch in der Dauerausstellung „Helden & Wir“ geht es um Held:innen. Hier werden die Besucher:innen mit der Frage konfrontiert, was die Bewunderung für Stars und Vorbilder über uns selbst aussagt. Laut Website nach dem Motto: Sage mir, zu wem du aufschaust, und ich sage dir, wer du bist. Ein weiterer Ausstellungsbereich zeigt, wenn man so will, die Welt der Held:innen des Alltags. Besucher:innen können einen typischen Passeirer Haufenhof im Freigelände bestaunen und erfahren einiges über die bäuerliche Lebensweise unserer Vorfahren. Neben dem Wohnhaus und der Scheune können auch die Mühle, die Schmiede, eine Lodenwalke, weitere Nebengebäude und Objekte begutachtet werden. „Die drei unterschiedlichen Dauerausstellungen bieten eine Vielfalt an modern und spannend aufbereiteter Geschichte, regen aber auch zum Nachdenken über aktuelle Themen an“, so Schwarz.
Museen sind längst nicht mehr die verstaubten Antiquitätenausstellungsorte, die sie einst waren. Es geht heute viel ums Erleben und Anfassen. Auch das Museum Passeier hat sich einiges überlegt, um seine Themen interaktiv an die Besucher:innen zu tragen. Der Terminkalender des Museums ist voll mit Veranstaltungen, auch über den Sommer. Das Museum selbst ist barrierefrei und es gibt einen weiteren Pluspunkt für klimabewusste Besucher:innen: Das Museum ist von Meran aus leicht mit dem Bus oder mit dem Fahrrad erreichbar.
In den Jahren vor der Pandemie zählte das Museum um die 20.000 Besucher:innen. Laut Museumsleiterin Judith Schwarz kommen viele, um sich die originalen Objekte von Andreas Hofer anzuschauen. Beispielsweise seine Kleidungsstücke oder seinen Silberring. Andere interessieren sich für Kunstwerke wie das Defregger-Gemälde, eine Holzskulptur von Willy Verginer oder den Holzgebäuden im Freilichtbereich, die teilweise aus dem 16. Jahrhundert stammen. Das Museum hat aber auch modernere Elemente mit den Multimediainstallationen oder einem Animationsfilm über Andreas Hofer. Eine der, laut Schwarz beliebtesten Ausstellungen der Vergangenheit war „Uffizi in Passeier“, die von 293 versteckten Kunstwerken handelte, die während des zweiten Weltkriegs in St. Leonhard im Passeier versteckt waren. „Diese Ausstellung hat auch Interesse außerhalb Südtirols geweckt“, so Schwarz. Neben geführten Touren können auch Schulklassen einen Ausflug ins Museum machen. Für diese gibt es auch immer wieder Aktionen, vom Acker erforschen zum Kaiserschmarrn verkosten bietet das Museum ein vielfältiges Programm.
Mit der aktuellen Ausstellung und den Dauerausstellungen wirft das Museum einen kritischen Blick in die Konstruktion von Held:innen und deren Auswirkungen auf unsere Wahrnehmung von uns selbst, aber auch spannende Einblicke in die Welt unserer Vorfahren. Ein bisschen wie der Blick in den eigenen Spiegel.
[Nadine Mittempergher]