Und immer lockt… das Streichquartett
Das Amarida-Ensemble: facettenreiche, auserlesene Musik – seit 1984
Johanna Wassermann, Violinistin im Haydn-Orchester von Bozen und Trient, gründete 1984 mit Stimmführerkollegen das Amarida-Ensemble.
„Amarida“ ist eine ladinische Sagengestalt, welche in einem zauberhaften Wald unschuldige Wanderer mit ihrem Harfenspiel betört und verwirrt – ähnlich der Loreley am deutschen Rhein. Frei nach dieser Sage oder dem Filmtitel „Und immer lockt das Weib“ könnte man also auch sagen: Und immer lockt die Musik – oder eben das Streichquartett. „Die Basis unseres Ensembles ist immer das Streichquartett oder -quintett,“ erläutert Johanna Wassermann. Je nach Repertoire, das zur Aufführung gelangt, wird das Ensemble jedoch um weitere Streicher, Bläser, Pianisten, Organisten oder Sänger erweitert. Dies erlaubt eine große Bandbreite an Aufführungsliteratur.
Zahlreiche Uraufführungen
Dennoch lässt sich das Amarida-Ensemble in keine gängige Schublade einordnen. Johanna Wassermann ist zusammen mit dem ersten Geiger – zur Zeit Francesco Iorio – für die Auswahl der Stücke zuständig und findet es wichtig, verschiedene Stilrichtungen interpretieren zu können: „Ich versuche immer, eine gute Mischung zwischen klassischer und zeitgenössischer Literatur zu finden; auch Wiener Musik spielen wir gern. Besonderes Augenmerk legen wir auf Werke von Komponisten aus unserer Region. Davon gibt es nicht wenige, die fantastische Kompositionen hervorbringen.“ Erwähnt seien hier beispielsweise Hubert Stuppner, Eduard Demetz, Dietrich Oberdörfer, Heinrich Unterhofer, Karl H. Vigl oder Carlo Gallante. Oder etwa Daniel Oberegger aus Bozen, der im heurigen Juni in Klausen der Uraufführung seines „Klavierquintetts in fünf Sätzen zum 50. Geburtstag seiner Majestät, Re Ggerebo“, mit Krone und rotem Mantel beiwohnte, um sodann die letzten beiden Sätze höchstselbst zu dirigieren.
Förderung einheimischer Komponisten
Schmunzeln lässt auch die Anekdote, wonach der Ultner Komponist Christian Gamper – ein zurückhaltender Zeitgenosse, der die Sommer als Hirte auf der Alm zu verbringen pflegt – bei der Uraufführung seines Stückes „Solem ruaus“ in Niederdorf zugegen war, und tags darauf einem Ensemblemitglied bei einem Ausflug im Ultental in seiner Funktion als Hirte über den Weg lief.
Dass Komponist:innen bei Uraufführungen dabei sind, ist für das Amarida-Ensemble eine wichtige Philosophie: „Zeitgenössische Stücke müssen spielbar und aufführbar sein, und man muss sie den Leuten erklären,“ ist Johanna Wassermann überzeugt. Mit dieser Strategie sei man bisher gut gefahren: „Die neuen Kompositionen wurden von unserem Publikum immer sehr gut angenommen.“ 38 Jahre Amarida-Ensemble sprechen eine erfolgreiche Sprache: Außer in Südtirol, Tirol und dem Trentino haben die Musiker schon glanzvolle Auftritte in Mailand und in Kalabrien absolviert.
Zusammenarbeit mit jungen Solisten
Das Amarida-Ensemble arbeitet mit klangvollen Namen der klassischen Musikbranche zusammen: So hat beispielsweise schon Peter Rosenberg, der ehemalige Konzertmeister der Bamberger Symphoniker, in Südtirol konzertiert. Eine Plattform möchte das Ensemble aber vor allem jungen, talentierten Solisten bieten. Ausgewählte Werke wurden bereits mit der Fagottistin Elisa Horrer aus Schlanders, den beiden Sopranistinnen Sabina von Walther und Martina Bortolotti, der aufstrebenden Violinistin Yuki Serino oder dem Soloklarinettisten der Wiener Symphoniker, Alexander Neubauer, aufgeführt. Im heurigen August stehen zwei Konzerte mit Werken von Mozart, dargeboten mit einem erweiterten Ensemble und acht Sängern bzw. Gesangssolisten unter der Leitung von Marian Polin, auf dem Programm. Eine Woche später gibt es eine klassische Konzertreihe mit Andrea Götsch, Klarinettistin im Orchester der Wiener Philharmoniker, und mit Alexander Perathoner, Solohornist im Haydn-Orchester von Bozen und Trient, zu hören.
Es bleibt also dabei: Das Leben ist spannend – und immer lockt die Musik...
[Sibylle Finatzer]
Amarida Vokal- und Instrumentalensemble
Amarida-Ensemble: Francesco Iorio – Violine, Johanna Wassermann – Violine, Sylvia Lanz – Viola, Christian Bertoncello – Violoncello, Trompeten, Fagott, Orgel, Pauke, acht Sänger
Marian Polin, Leitung
Werke von W. A. Mozart: Missa brevis in F-Dur KV 192 (186f) „Kleine Credomesse“, Vesperae Solennes de Confessore KV 339, Kirchensonaten
7. August, 18 Uhr, Pfarrkirche Niedervintl
8. August, 20.30 Uhr, Stiftskirche Innichen
In Zusammenarbeit mit Musik Leben Pustertal
Amarida-Quartett mit Solisten
Amarida-Quartett, Andrea Götsch – Klarinette, Alexander Perathoner – Horn
Werke von Luigi Cherubini, Wolfgang Amadeus Mozart, Giacomo Meyerbeer und Alexander Glasunow
13. August, 20 Uhr, Pfarrkirche Pfalzen
14. August, 18 Uhr, Euregio Kulturzentrum Toblach, Gustav-Mahler-Saal
15. August, 21.15 Uhr, Kirche St. Leonhard, Abtei/Badia
In Zusammenarbeit mit Musik Leben Pustertal und dem Bildungsausschuss Toblach
Infos: musik-leben-pustertal.org