Familie und andere Verwicklungen
Sachen zum Lachen – aber immer mit kritischem Unterton
Der Verein „KultTour“ bringt seit 2016 Theaterstücke auf die Bühne – meist kleine, feine Darstellungen mit Schauspielern aus verschiedenen Orten Südtirols.
Seit Jänner 2016 hat es sich der Verein mit Sitz am Ritten zum Ziel gesetzt, kleine Produktionen zu realisieren – meist mit zwei Darstellern – und damit in Südtirol in verschiedenen Orten zu spielen. Der Name des Vereins ist Programm: Er hat sich „Kultur“ auf die Fahnen geschrieben und geht damit auf Tournee. Momentan hat KultTour zehn Mitglieder, die vorwiegend aus dem Raum Rosengarten-Schlern-Ritten, aber auch aus dem restlichen Südtirol, kommen.
Obmann Alfred Niederstätter, der auch seit 2021 im Präsidium des Südtiroler Theaterverbandes sitzt, ist vom Konzept des Vereins überzeugt: „Wir sind einfach bühnenbegeisterte Laiendarsteller und sind ehrenamtlich, aus Spaß an der Sache dabei. Da wir uns immer die etwas andere Location als gewohnt aussuchen, ist es sowohl für uns als auch fürs Publikum spannend.“ KultTour spielt nicht in Vereinshäusern, sondern auf Almen, in Bunkern, auf Dorfplätzen, Burgen, Kellern oder auch in Gärtnereien und Kellereien. Es genügt, wenn der Veranstalter ein Podium zur Verfügung stellt. Das Bühnenbild ist minimalistisch. „Die Zuschauer sitzen oft nur einen Meter von uns Darstellern entfernt. Man nimmt die Reaktion unmittelbarer wahr, und auch fürs Publikum ist die Atmosphäre intimer, denke ich.“ Für manch kleinen Veranstalter ist der Aufwand somit gering. „Eine Win-Win-Situation“, findet Niederstätter.
Stücke zum Nachdenken
Naturgemäß hat die Corona-Pandemie auch KultTour zwei Jahre lang eingebremst. Heuer hat der Verein wieder eine Produktion initiiert – „wir sind mit den Vorbereitungen etwas später gestartet, weil wir die Entwicklung der Pandemie abwarten wollten“, wie Niederstätter erklärt. Die Stücke sucht der Ausschuss von KultTour gemeinschaftlich aus: „Die Leute wollen ein unterhaltsames Stück, das ist in Ordnung so. Aber uns ist wichtig, dass der Inhalt eine gewisse Aussagekraft hat und man auch etwas nachdenklich nach Hause geht.“ Heuer steht „Wenn der Stamm nicht weit vom Apfel fällt“ von Ise Papendorf auf dem Programm.
Zum Inhalt
In diesem Zwei-Personen-Stück hat Bernadette – mehr oder minder mit der Zustimmung ihres Bruders Friedrich, mit dem sie zusammenlebt – die gemeinsamen Eltern zum Abendessen eingeladen. Da diese sich wie gewohnt verspäten, haben die Geschwister genügend Zeit, sich am festlich gedeckten Tisch auszutoben: Sie parodieren ihre Eltern, machen sich über deren Lebensweise und Werte lustig und fragen sich letztendlich, warum sie die beiden überhaupt eingeladen haben – das Ganze ist doch eh zum Scheitern verurteilt und endet mit einem Streit! So kommt es, dass sie sich, als die erwarteten Gäste endlich eintreffen, einfach auf dem Boden legen und tot stellen. Diese Aktion soll aber nicht ohne Folgen bleiben: Im weiteren Verlauf stoßen die beiden Lästergeschwister ungewollt an ihre Grenzen, müssen sich mit sich selbst, mit der Liebe von und zu ihren Eltern und mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen. Allerdings nie ohne die nötige Portion (schwarzen) Humors und der gewissen Prise an Exaltiertheit.
Darsteller und Regie
Gerdi Gufler, welche schon in mehreren Produktionen für KultTour zu sehen war, spielt die Bernadette. Alfred Niederstätter steht diesmal selbst auf der Bühne und spielt Bernadettes Bruder Friedrich. Die Regie hat die vielfach bekannte Brixnerin Alexandra Hofer übernommen. Sie ist als Theaterpädagogin, Regisseurin und Schauspielerin tätig. Beim Verein KultTour führte sie bereits 2016 beim Stück „Engelchen und Teufelchen“, 2017 beim Stück „Einsam“ und 2018 beim Stück „Amaretto“ die Regie.
[Sibylle Finatzer]
Wenn der Stamm nicht weit vom Apfel fällt
Komödie von Ise Papendorf, Verein KultTour
Darsteller: Gerdi Gufler, Alfred Niederstätter
Regie: Alexandra Hofer
Termine:
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Mittwoch, 29. Juni, 20 Uhr
Sarnthein/Postplatz -
Donnerstag, 7. Juli, 20.30 Uhr
Tschengls/Tschenglsburg -
Freitag, 15. Juli, 19.30 Uhr
Gampenpass/Laugenalm -
Donnerstag, 21. Juli, 20.30 Uhr
Siebeneich/Kellerei von Braunbach -
Freitag, 5. August, 20. August, 20Uhr
Deutschnofen/Laabalm -
Freitag, 2. September, 20 Uhr
Brixen-St. Leonhard/Haus am Berg
Kartenreservierung: 345 9015778