Theaterduft liegt in der Luft
Der Sommer wird heiß, auch auf Südtirols Bühnen
Die warme Jahreszeit bringt wahre Freiluftfreuden mit sich. Querfeldein finden Vorführungen aller Art statt: Klassiker der Weltliteratur, Komödien, Kabarett – für jeden Geschmack ist was dabei!
Den Anfang machen die Freilichtspiele Südtiroler Unterland, die am 1. August in Neumarkt mit Die Ballade vom großen Makabren von Michel de Ghelderode Premiere feiern (Regie: Roland Selva). „Das Ende der Welt ist nahe? Das beruhigt mich. Es ist auch das Ende aller Schwierigkeiten“, so das Fazit von Fürst Goulave, als er von der nahenden Apokalypse erfährt. Der Sensenmann hat‘s verraten. Im Schlepptau hat dieser ein seltsames Gefolge: einen Trunkenbold und einen Philosophen. Gemeinsam schauen sie der Realität ins Auge: um Mitternacht ist alles aus. Bis dahin will sich der Tod in ausgelassener Trinkgesellschaft vergnügen. Dabei kommt seine menschliche Seite zum Vorschein, sodass selbst die Apokalypse zu scheitern droht.
Auch in Brixen geht’s hoch her: Im Tschumpus wird ein vielseitiges Programm geboten, für Groß und Klein. Die Produktionen im ehemaligen Gefängnis sind eine Garantie für prächtigste Sommerunterhaltung. Und sollte jemand die Vorstellungen der letzten Jahre verpasst haben, kann man diese einfach nachholen. Wie? Sie werden als Freiluftkino dargeboten: Am 1. August Die drei Musketiere und am 12. August Grand Hotel Tschumpus. Das junge Publikum darf sich auf Max und Moritz freuen (ab 10.08.), produziert vom Kinder- & Jugendtheater Freiluft. Der Innenhof wird zum Tummelplatz altbekannter Figuren, wie die Witwe Polte mit ihren Hühnern, Lehrer Lämpel, Onkel Fritz und Schneider Böck. Inszeniert von Brigitte Knapp, bleiben Wilhelm Buschs schräge Figuren und die absurden Streiche der Lausbuben Max und Moritz ein zeitloser Klassiker.
Bis zum 14. August laufen noch die Schlossfestspiele Dorf Tirol mit dem Jedermann von Hugo von Hofmannsthal: Regisseur Torsten Schilling arrangiert ein Stück über den moralischen Verfall der Welt und das tägliche Ringen um die menschliche Seele, hin und hergerissen zwischen Gott und Teufel. Der Tod fungiert dabei als einzig sichere Konstante, und so passiert es auch dem reichen Jedermann. Wie steht es um seinen Glauben, seine Ehrfurcht und Empathie? Befreit vom religiösen Idealismus des Originals – Uraufführung war 1911 – zeigt sich heute umso mehr der Schwund dieser Tugenden: Wenn erst die verlockende Sogwirkung des Wohlstands eingesetzt hat, sind wir alle käuflich. Desto raffinierter er sich die Gunst des Lebens erkaufen will, umso einsamer wird Jedermann im Sterben sein.
Weltliteratur ist auch im Kränzelhof Tscherms bei Lana zu sehen. Bis zum 7. August präsentiert Regisseur Hans Kieseier seine Neufassung von Alice im Wunderland. Die träumerische Alice begegnet einem sprechenden Kaninchen und folgt ihm voller Neugier ins Wunderland. Es ist der Auftakt zu einem skurrilen Abenteuer, das seit vielen Jahrzehnten die Menschen in seinen Bann zieht. Im suggestiven Ambiente des Kränzelhofs, musikalisch umrahmt von Florian Mahlknecht und Simon Mair, erwartet Sie ein einzigartiges Schauspiel inmitten der Natur.
Seit über 20 Jahren ist Naturns lacht fixer Bestandteil des Südtiroler Sommers. Seit Anbeginn wird dem Publikum die ganze Palette der Kleinkunst präsentiert: Kabarett, Pantomime, Jonglage bis hin zu Zauberei, Musik und Bauchreden. Ab dem 2. August kommt dieses Jahr wieder die crème de la crème des internationalen Humors im Vinschgau zusammen. Von Gardi Hutter über Ben Profane bis hin zum Wiederholungstäter Rolf Miller bleibt in Naturns kein Auge trocken, versprochen!
[Adina Guarnieri]