Wissen ist Silber, nichts wissen ist Gold
Neues Theaterstück in Bruneck
Es ist manchmal besser, nicht alles zu wissen. So könnte man das Theaterstück „Das perfekte Geheimnis“ zusammenfassen, das von 6. bis 28. Mai 2022 im Stadttheater Bruneck zu sehen ist.
Drei Paare und ein zusätzlicher Freund treffen sich zum Abendessen und entscheiden sich für ein Spiel. Sie legen ihre Handys auf den Esstisch und lesen sich gegenseitig alle Nachrichten vor und schalten alle Telefonanrufe auf laut, die an dem Abend reinkommen. Regisseur Alexander Kratzer erzählt im Interview, was das Theaterstück vom Film „i perfetti sconosciuti“ unterscheidet und was die Zuseher:innen erwarten dürfen.
Warum haben Sie sich für dieses Stück, „Das perfekte Geheimnis“, entschieden?
Die Entscheidung ist schon vor zwei Jahren gefallen. Ich finde das Stück gut geschrieben und es ist ein super Setting, wenn eine gewisse Anzahl an Leuten mit einer bestimmten Abmachung in einem Raum ist. Und dann hat es natürlich auch etwas Aktuelles. Es geht viel um unser Leben nach außen und um die Geheimnisse, die wir haben. Ich denke, jeder kann was damit anfangen.
In dem Stück geht es auch um Ehrlichkeit. Wie stehen Sie zu dem Thema? Sollten wir komplett offen mit unserem Umfeld sein?
Ich glaube, das geht zu hundert Prozent gar nicht. Jeder Mensch hat Geheimnisse, das klingt dann immer so groß. Aber damit meine ich, es gibt einfach Dinge, die man nicht jedem Menschen erzählt. Es gibt vielleicht auch Dinge, die könnte man erzählen, aber es ergibt sich nicht. Im Stück geht es um Beziehungen. Vielleicht ist es da gut, wenn man nicht jeden Gedanken teilt. Offensichtlich kommen wir so auch besser durchs Leben, wenn wir nicht immer alles genauso teilen, wie wir es finden. Das Stück erzählt auch, dass es manchmal besser ist, nicht alles zu wissen. Aber man muss sagen, die Leute in dem Stück haben schon extreme Geheimnisse.
Das Stück ist unterhaltsam, aber auch gesellschaftskritisch. Ist Ihnen Gesellschaftskritik beim Theater wichtig, oder steht Unterhaltung an erster Stelle?
Das kommt auf die Position und Programmierung drauf an. Es gibt ganz viele Menschen, die mich ansprechen, ob das Stück eh lustig ist. Die Komödie ist schon etwas Wichtiges. Es kommt für mich darauf an, dass es Humor hat und auch irgendwas Sozialkritisches. Dass es den Leuten etwas zum Denken mitgibt. Ich würde es spannend finden, wenn da vielleicht Paare reingehen und sich danach gegenseitig fragen: Was hast denn du für Geheimnisse in deinem Handy gespeichert? Ich habe aber schon ganz unterschiedliche Stücke in Südtirol gemacht, manche waren auch ganz weit weg von einer Komödie. Ich finde, man sollte beides machen. Es hat beides seine Berechtigung. Eine sozialkritische Komödie wie „Das perfekte Geheimnis“ ist aber schon viel Arbeit, weil die Schauspieler verschiedene Phasen durchmachen und man muss alles auch gut lesbar machen für die Zuseher:innen.
Was unterscheidet das Theaterstück vom Film „i perfetti sconosciuti“? Gibt es für Leute, die den Film gesehen haben, auch Überraschungen?
Von den Schauspieler:innen haben viele den Film gesehen. Ich habe ihn noch nicht gesehen und ich glaube, ich schaue ihn mir erst nach der Premiere an. In der Vorbereitung war es so, dass wir überlegt haben, ob wir ein realistisches oder ein theatrales Setting machen. Wir haben uns für ein theatralisches entschieden. Das Theater hat den Vorteil, dass es viel direkter ist, man spürt die Personen mehr, man ist mit ihnen in einen Raum und alles ist viel persönlicher. Wir wollen nicht in Konkurrenz treten mit dem Film, darum haben wir die theatrale Ästhetik gewählt. Einen Film kann man sich heutzutage fast immer und überall anschauen, ein Theater ist ein besonderer Moment, den man mit anderen im Hier und Jetzt teilt. Ein Theaterabend ist abhängig vom Moment. Ein Film ist austauschbarer.
Wie viele Menschen wirken beim Stück mit und wie laufen die Proben?
Wir haben sieben Schauspieler:innen auf der Bühne und viele Einspielungen mit Stimmen, die anrufen. Dann ist noch das Team vom Stadttheater, Leute vom Bühnenbau, Mitarbeiter:innen für die Kostüme, Licht, Dramaturgie und so weiter. Das Stück ist ja eine Kooperation vom Stadttheater Bruneck und dem Theater an der Effinger Straße in Bern, Schweiz. Zwei Schauspieler sind aus Südtirol, zwei aus Deutschland und drei aus Österreich. Wir proben insgesamt fünf Wochen, jeden Tag, außer am Sonntag.
Warum lohnt es sich, das Stück anzuschauen?
Weil es unterhaltsam und trotzdem tiefgründig ist. Diese Leichtigkeit und Lebenslust tun uns gerade nach der Pandemie gut. [Nadine Mittempergher]
SPIELDATEN
Premiere: Fr., 06. Mai 2022, 20 Uhr, Stadttheater Bruneck
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