Lang lebe der Rock ’n’ Roll
Die Rockabilly-Legende William Telser im Gespräch
Für William Telser, 1973 in Meran geboren, ist Rock ’n’ Roll nicht bloß Beruf, sondern sinnstiftend. Zunächst als Elvis Impersonator, mittlerweile mit seiner eigenen Band „William T & The Black 50’s“ steht er seit nunmehr dreißig Jahren auf den heimischen und internationalen Bühnen.
Am 16. August 1977 geschah zweierlei: Elvis Presley wurde tot in seinem Badezimmer aufgefunden. Und gut 8.000 Kilometer von Memphis entfernt hockte der knapp vier Jahre alte William Telser in Meran vor dem Fernseher und verfolgte die Berichterstattung über den Tod des „King of Rock ’n’ Roll“. Seitdem ist er dem Rockabilly verfallen; das Gitarrenspiel brachte er sich selbst bei. Als er Jahre später im Schulunterricht sein zukünftiges Ich porträtieren sollte, zeichnete er Elvis. Und tatsächlich: Anfang der Neunzigerjahre trat er als Elvis Impersonator auf – im Retro-Outfit, mit Koteletten und dem charakteristischen Hüftschwung.
Elvis Presley inspirierte Sie, doch längst schon stehen Sie nicht mehr als dessen Imitator, sondern mit Ihrer eigenen Band auf der Bühne.
„William T & The Black 50’s” gründete ich im Jahr 2004, damals noch ausschließlich als Elvis-Cover-Band. 2010 habe ich alle Bandmitglieder gewechselt und mit Roland Novak an der Gitarre einen Top-Gitarristen der Szene gefunden. Seit der ersten Probe mit den Jungs hat einfach alles gepasst und die Motivation zum Komponieren wurde immer größer. Im Jahre 2014 gewannen wir beim Internationalen Rockabilly-Contest in Deutschland einen Plattenvertrag und tourten anschließend mit unseren selbstverfassten Songs durch Europa. Vier Alben und einige Singles haben wir mittlerweile veröffentlicht.
Im vergangenen Februar erschien die Ballade „Forever“ – aufgenommen erstmals im eigenen Tonstudio „Recording Studio ’94“.
Ich bin zwar kein Musikproduzent, aber hatte genügend Zeit, um zu experimentieren und bin mit dem Resultat zufrieden. Zukünftig werde ich viele meiner neuen Songs selbst produzieren.
William Telser ist auch jenseits des Brenners kein Unbekannter. Er trat bereits vor Franz „Der Kaiser“ Beckenbauer und Jan Ullrich sowie bei Eishockey-WM-Eröffnungen, als Support des Volks-Rock ’n’ Rollers Andreas Gabalier und bei der Aftershow-Party von Anastacia im schweizerischen Samnaun auf. Im Frühjahr 2020 folgte dann pandemiebedingt eine ruhigere Phase.
Wie haben Sie als Musiker die beiden vergangenen Jahre erlebt?
Im Jahr 2020 hätten wir als Vorband mit The BossHoss touren sollen und unsere Deutschland-Tour geplant – die Auftritte wurden bedauerlicherweise abgesagt. Wir haben einige Konzerte im kleinen Kreis gespielt und ich habe die Pause genutzt, um neue Lieder zu komponieren. In Zusammenarbeit mit Philipp Burger und Chris Kaufmann wurden die zwei Singles „You’ll Be Mine“ und „Travelman“ produziert und veröffentlicht.
Ist bereits ein fünftes Album in Planung?
Jetzt stehen zunächst Liveauftritte auf dem Programm – die Summer Tour beginnt am 11. Juni. Im Herbst wird dann im Tonstudio weitergemacht und noch eine Single erscheinen. Anlässlich meines dreißigjährigen Bühnenjubiläums im Oktober des kommenden Jahres soll dann das nächste Album veröffentlicht werden.
Wie ist die Resonanz des heimischen Publikums?
In der Bikerszene und von den Rockabilly-Anhängern erfahren wir großen Zuspruch, aber nicht nur. 2019 habe ich auch mein erstes Rockabilly-Festival in Meran veranstaltet; sofern organisatorisch alles funktioniert, soll im kommenden Jahr die zweite Ausgabe stattfinden. Auch im deutschsprachigen Ausland haben wir viele Fans, die eigens zu unseren Auftritten anreisen.
In der Ballade „Forever“ singt William Telser schwermütig: „And this will be forever, forever and ever with us.” Beinahe möchte man meinen, dass er nicht eine Liebe, sondern dass er sich selbst und den Rock ’n’ Roll besingt. Bis zum Redaktionsschluss wurden die Termine für die anstehenden Auftritte von „William T & The Black 50’s” noch nicht bestätigt; online sind diese unter www.williamt.net einsehbar.
[Angelika Aichner]