Krimis und Mumien fürs Christkind
Theater im Dezember: besinnlich, aber nicht nur
Das Theaterjahr 2022 neigt sich dem Ende zu und als passendes Geschenk tischen Südtirols Bühnen im Dezember nochmal richtig feine Kost auf. Besonders kleine Theaterbegeisterte kommen zwischen Plätzchen & Co. auf ihre Kosten.
Das Stadttheater Bruneck zeigt zur Bescherung gleich zwei Produktionen – eine für große und eine für kleine Theaterfreundinnen und -freunde. Mit Die Blonde, die Brünette und die Rache der Rothaarigen inszeniert Regisseur Florian Eisner einen Ein-Personen-Krimi von Robert Hewett (14.-15.12.). Die blonde Chrissie wird von der rothaarigen Rhonda ermordet. Rhonda ist mit Graham verheiratet, und genau Graham hat die brünette Lynette kurz zuvor mit einer Blonden gesehen. War es Eifersucht oder doch ein Unfall? Das Stück spielt mit Wahrnehmungen und Perspektiven und zeigt, dass die Wahrheit immer mehrere Gesichter hat. Für die Kleinen ist Weihnachten bei Tiger und Bär, frei nach der Erzählung von Janosch (ab 8.12., Regie: Ulrike Lasta). Im Dezember geraten Tiger und Bär in einen Geschenkerausch. Sie wünschen sich Rollschuhe mit Motor und ein Fahrrad mit tausend Gängen. Nichts kann ihnen die Stimmung verderben, auch nicht der Weihnachtsbaumdieb, dem sie geschickt auf die Schliche kommen. Einer festlichen Bescherung steht nichts mehr im Wege!
Die Vereinigten Bühnen Bozen präsentieren, nach dem großen Erfolg vom Vorjahr, Ötzi und das Eis oben, aus der preisgekrönten Feder von Anah Filou (ab 10.12.). Eine Schauspielerin ergattert die Rolle ihres Lebens: Sie soll den weltberühmten Mann aus dem Eis interpretieren. Doch wer war Ötzi? Und wie hat er gesprochen? Gemeinsam mit einem Detektiv begibt sie sich auf Spurensuche und auch die Katze hilft tatkräftig mit, wenn sie sich nicht gerade um den eigenen Futternapf sorgt (und das tut sie eigentlich immer). Sprachverspielt und mit viel Liebe fürs Detail spannt das Stück einen Bogen von der Kupferzeit ins Heute und blickt mit Kinderaugen auf unsere sich verändernde Natur, auf den Klimawandel und seine Auswirkungen.
Vermeintlich harmlos beginnt die Komödie Besuch bei Mr. Green von Jeff Baron, die ab 4. Dezember im Astra Brixen zu sehen ist (Regie: Leo Ploner). Ein mürrischer Alter – gespielt von Publikumsliebling Peter Mitterrutzner – wird fast von einem jungen Mann überfahren, worauf dieser regelmäßig nach dem betagten Witwer schaut. Eine erzwungene Leidensgenossenschaft, die diametral entgegengesetzte Protagonisten vereint. Aber was bescheiden beginnt schlägt schnell um. Verdrängte Gefühle kommen zum Vorschein, Vorurteile brechen über die frische Freundschaft herein. Erst nach einem heftigen Streit offenbart der Alte ein düsteres Geheimnis und reißt die Mauern nieder, die seine Seele gefangen halten.
Komisch geht es im Norden zu, wo die Stadtbühne Sterzing die Komödie Hosch an Vogl? von Atréju Diener darbietet (ab 7.12., Regie: Ulrich Kofler). Buchhalter Robert Grüner ist wegen der Finanzkrise in arge Not geraten, finanziell und menschlich. Sein zwielichtiger Cousin nutzt die Chance und überredet ihn zu einem waghalsigen Unterfangen: einen Bankraub. Doch die Flucht läuft schief, sie werden gefasst und müssen der Polizei Rede und Antwort stehen. Ungeschickte Lügen sind die Folge und zu allem Übel kommt ihnen ein sprechender Papagei in die Quere.
In Brixen gibt die Dekadenz das Stück Die Kinder zum Besten, einen britischen Öko-Thriller von Lucy Kirkwood (ab 7.12., Regie: Fabian Kametz). An der englischen Küste hat ein Erdbeben mitsamt Flutwelle ein Atomkraftwerk beschädigt. Es kommt zu einem Super Gau. Das Rentnerpaar Hazel und Robin hat den Reaktor mit aufgebaut und lebt seit dem Vorfall in einer Notunterkunft nahe der Sperrzone. Da steht unerwarteter Besuch vor der Tür: Rose, eine einstige Freundin und Kollegin, und Geliebte von Robin. Doch sie ist nicht gekommen, um die alte Liebe aufzuwärmen, ganz im Gegenteil; das Kraftwerk ist ihr Hauptanliegen. Doch Robins ungewöhnlicher Plan stößt beim Ehepaar auf Entsetzen. „Eine grandios gespielte Achterbahnfahrt“, so beschreibt der „Brixner“ das Stück.
Die Volksbühne Lana widmet sich einem Kinderbuchklassiker von Erich Kästner. Regisseurin Gabriela Renner wandelt den Titel des Originals leicht ab und zeigt ab 8. Dezember im Raiffeisenhaus von Lana Emilia und die Detektive. Emilia darf zum ersten Mal alleine nach Berlin fahren. Dort wollen sie ihre Großmutter und die Cousine Pony Hütchen am Bahnhof abholen, aber Emilia taucht nicht auf. Während das ratlose Empfangskomitee noch überlegt, was es am besten tun soll, befindet sich Emilia bereits mittendrin in einer turbulenten Verfolgungsjagd quer durch die große Stadt, und zwar jenem Dieb auf der Spur, der ihr im Zug das ganze Geld gestohlen hat. Zum Glück bekommt sie bald tatkräftige Unterstützung von Gustav und seinen Jungs. Das Ensemble besteht fast ausschließlich aus Kindern und Jugendlichen und bietet vorweihnachtliche Unterhaltung für die ganze Familie.
Im Carambolage Bozen wartet eine ganz besondere Bescherung auf das Publikum: Das Improtheater mit seiner mittlerweile fast legendären Xmas-Show (13.12.). Besinnlich war gestern, „Rock’n‘Roll für die stille Zeit lautet hier die Devise“. Leise Poesie gegen den Wahnsinn in der Shoppingmeile und die gesammelte Farbpalette der Fantasie für alle Weihnachtsmänner und -frauen. Und nicht vergessen: ein Heiligenschein macht noch keinen Engel!
Und zum Schluss noch was für die Kleinen: Im Kulturhaus Schlanders steht am 14. Dezember das Kinderstück Der kleine Wassermann auf dem Programm, nach dem Klassiker von Otfried Preußler. Die Wassermannsfamilie bekommt Nachwuchs. Der Sprössling hat grüne Haare und Schwimmhäute zwischen den Zehen, er gedeiht prächtig und findet schnell Freunde. Mal geht der kleine Wassermann mit seinem Vater, mal mit dem Karpfen Cyprinus auf Entdeckungsreise, wobei er stets für einen Schabernack zu haben ist. Und auch mit den Menschen macht er gute und böse Erfahrungen. Täglich erlebt er im Weiher neue Abenteuer, bis der Winter hereinbricht und eine dicke Eisschicht das Wasser zudeckt...
[Adina Guarnieri]